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Die Allerseelenschlacht vom 2.11.1944

Der nachfolgende Text stammt aus der Broschüre "Museumsverein, Dokumentation Zweiter Weltkrieg Hürtgenwald e.V."
Verfasser Dr.-Ing. Leo Messenig † 2.4.2011
überarbeitet von Herrn Mario Cremer

Quelle: United States Army in World War ll/Three Battles: Arnaville, Altuzzo and Schmidt, by Charles B. MacDonald and Sidney T. Mathews, Office of the Chief of Military History Department of Army - Washington D. C. 1952 -> Link zur entspechenden Internetseite.

2. November 1944- Angriff auf Vossenack

Der Beginn der Allerseelenschlacht

Im Oktober 1944 hatte die 1. amerikanische Armee bei Aachen und östlich von Roetgen zwei große Löcher in den Westwall gerissen. Nach der Einnahme von Aachen war der nächste Plan, die Rur zu überschreiten und den Rhein zu erreichen. Die Stoßrichtung war auf Düren und dann auf Bonn geplant. Aber östlich von Roetgen und im Hürtgenwald stieß man auf Widerstand des deutschen LXXIV.(74) Korps, das von der 28. US Infantriedivision angegriffen werden sollte. Das Ziel war zunächst Schmidt, das wegen seiner strategischen Lage bedeutsam war. Die Eroberung von Schmidt ermöglichte es z.B. den Amerikanern, den bei Monschau kämpfenden Deutschen in den Rücken zu fallen.

Von Beginn des Angriffs auf Schmidt erstreckte sich die Frontlinie entlang der Straße Hürtgen - Germeter - Rollesbroich und von Germeter durch die Richelskaul bis in die Nähe von Raffelsbrand.

Die teilweise dicht bewaldeten Höhenzüge von Vossenack, Brandenberg, Hürtgen, Kommerscheidt und Schmidt waren wegen ihrer Höhenlage beherrschend. Es galt sie mit Luft- und Artillerieunterstützung zu nehmen bzw. auszuschalten. Allerdings ließen Wetter und Wälder eine Luftaufklärung und Luftunterstützung nicht zu. US - Artillerie - Verbände standen im Raum Zweifall/Roetgen.

Als die 28. US InfDiv am 26. Oktober in dieses Gebiet verlegt wurde, fanden sich die Soldaten in einem feuchten, dichten Wald in der Art vor, wie er in den alten deutschen Märchen verewigt ist. Dazu sahen sie zerstörte amerikanische Fahrzeuge, von Granaten zerschossene Bäume, Minen an den kargen, schmutzigen Straßen und Pfaden, und hunderte von Granattrichtern. An deutscher Infanterie schätzte man ca. 1.800 Soldaten, die vieleicht durch weitere von weniger aktiven Frontabschnitten verstärkt werden konnten.

H-Hour (Beginn der Operation) war am 2. November 1944 um 9.00 Uhr (nach englischer Zeit, also um 10.00 Uhr deutscher Zeit).

Die Deutschen wollten das Gebiet um Hürtgen - Vossenack - Schmidt unbedingt aus folgenden Gründen halten:

  1. Die Talsperren mussten in deutscher Hand bleiben, denn durch Öffnen der Talsperren konnte man die Flüsse zu einem für die Operationsführung günstigen Zeitpunkt anschwellen lassen und den Vormarsch der Amerikaner aufhalten.
  2. Die Höhenzüge beherrschten das Gebiet.
  3. Düren war Straßenkontenpunkt und wegen seines großen Bahnhofes wichtig für die Versorgung der Front.
  4. Das Waldgelände neutralisierte die amerikanische Übermacht in der Luft, an Panzern und an Artillerie. Die Deutschen konnten durch mancherlei Anzeichen einen Angriff erwarten, kannten jedoch nicht den Zeitpunkt und den Richtungsstoß.

Der Plan der Amerikaner sah folgendes vor:

60 Minuten vor Angriffsbeginn: Feuervorbereitung durch Artillerie.

Das 112. Infanterieregiment der 28. US InfDiv sollte Vossenack, Kommerscheidt und Schmidt erobern. Die Hauptstoßrichtung lag durch die bereits besetzte Richelskaul über die Kall hinweg auf Kommerscheidt und zuletzt auf Schmidt. Die Infanterie sollte von mittelschweren Panzern und Jagdpanzern begleitet werden. Vorher waren jedoch an den Wegen östlich von Germeter amerikanische Minensperren zu beseitigen. Der Gefechtsstand (Hauptquartier) des 112. InfRegts befand sich in einem eroberten Westwallbunker westlich von Germeter am Weißen Wehebach.

Am Morgen des 2. November um 8.00 Uhr trat die amerikanische Artillerie in Aktion, u.a. geleitet von einem Beobachter in einer Dachstube von Germeter. Um 9.00 Uhr – dem Zeitpunkt des Angriffsbeginns- verließen die ersten Kompanien ihre Stellungen in Germeter, unterstützt von Panzern, nicht zuletzt aus Vorsicht vor feindlichen Minen. Inzwischen hatte das amerikanische Artilleriefeuer tiefer ins Land verlegt, während die Deutschen mit schwerer Artillerie und leichten Granatwerfern das Feuer erwiderten. Der Vormarsch auf Vossenack ging planmäßig vonstatten. Die trichterübersäten Felder lagen im Morgennebel. In der Ferne erhob sich der granatvernarbte Turm der Kirche von Vossenack.

Mit den Panzern an der Spitze ging die Infanterie vor. Die Soldaten traten aus Vorsicht vor Minen nur in die Spur der Panzerketten. Vereinzeltes Infanteriefeuer aus Vossenack traf die Panzer. Auch das Feuer der deutschen Granatwerfer konnte den Vormarsch nicht aufhalten.

Auf dem linken Flügel dieses Angriffs entlang des offenen Hanges nördlich von Vossenack zur Nase des Kammes nordöstlich hin setzte sich die G-Kompanie in Bewegung mit dem 1. Zug zur Linken, dem 3. Zug zur Rechten und dem 2. Zug, der beträchtlich unter Normstärke lag, als abwartende Verstärkung in der Mitte. Sieben Panzer bewegten sich in Linienformation und feuerten jeweils vier Schuss auf den Kirchturm, um feindliche Beobachter im Dorf einzuschüchtern.

Durch die eigene Minensperre im Bereich der G-Kompanie waren zwei Gassen geräumt worden. Trotzdem geriet der führende Panzer auf eine eigene Mine und verlor eine Kette. Ein weiterer Panzer blieb im Schlamm stecken und hielt so den Vormarsch auf. Mit den Infanteristen dicht hinter sich in der Spur feuerten die Panzer bei ihrem Vormarsch. Ein Maschinengewehrzug unterstützte das Vorrücken von Germeter aus. Das Feuer der 81 mm-Mörser war gut koordiniert und lag ca. 100 m vor den Angriffsspitzen.

Während die Panzer noch ihre Schwierigkeiten hatten, traten auch bei der G-Kompanie Probleme auf. Der Kompanieführungstrupp ging zusammen mit dem unterstellten MG-Zug der H-Kompanie vor. Entweder das feindliche leichte Granatwerferfeuer oder das vereinzelte Infanteriefeuer aus Vossenack verwundeten den Führer des Maschinengewehrzuges, nachdem der Zug Germeter verlassen hatte. Ein Sergeant übernahm das Kommando. Einige Minuten später trat der letzte Mann der Kompanieführungsgruppe der G-Kompanie auf eine Mine. Ein Mann des MG.Zuges, der ihm zu Hilfe eilen wollte, trat ebenfalls auf eine Mine und wurde getötet. Die Explosion löste noch fünf weitere aus, die fast gleichzeitig stattfanden. Von den 27 Mann des MG-Zuges wurden zwölf in der eigenen Minensperre verletzt oder getötet. Nur zwei Unteroffiziere blieben als Führer übrig. Sie ordneten, obwohl selbst leicht verwundet, den Zug wieder und setzten den Vormarsch fort.

Auch der angreifende Schützenzug geriet in Schwierigkeiten, die Führer des 1. und 3. Zuges waren schon 350 m hinter der Abmarschlinie getroffen worden. Dies erscheint insofern verwunderlich, weil während des Vormarsches die einzige feindliche Gegenwehr in leichtem Granatwerferfeuer bestand. Die unterstützenden Panzer feuerten bei ihrem Vorrücken.

Die wenigen Deutschen in Vossenack waren durch die langen Tage und Nächte des amerikanischen Artilleriefeuers geschwächt: Sie sahen sich nun einem koordinierten Panzer-Infanterie-Angriff gegenüber, der sich auf den Norden, den Osten und den Südosten erstreckte.

Hinter den außerhalb liegenden Höfen und durch die offenen Felder nördlich von Vossenack ging der Angriff der G-Kompanie schnell vorwärts und erreichte bald sein Ziel - die Bergnase im Nordosten des Dorfes. Die Planer hatten hierfür drei Stunden angesetzt. Die G-Kompanie benötigte aber mit Panzer- und Maschinengewehrunterstützung nur ein Stunde und fünf Minuten. Sie erreichte ihr Ziel ca. gegen 10.00 Uhr. Die Kompanie ging zur Verteidigung über und bereitete sich auf die Abwehr von Gegenangriffen vor. In ihrem Abschnitt lag ein Pfad, der im Wesentlichen die Fortführung der Dorfstraße im Nordosten von Vossenack Richtung Lukasmühle war. Für den Rest des Tages blieb es in dem Abschnitt ruhig.

Die F-Kompanie indessen begann mit Angriffsbeginn zugweise ihren Vormarsch, ebenfalls in Begleitung von drei Panzern. Der 3. Zug musste auf dem offenen südlichen Hang des Kammes von Vossenack vorstoßen, als Schutz der rechten Flanke des Bataillons. Der 1. Zug sollte durch das Dorf selbst vordringen; der 2. Zug blieb zunächst in Germeter zurück, um auf Befehl zu unterstützen. Der feindliche Widerstand beschränkte sich auch hier auf leichtes Granatwerferfeuer.

Als die Panzer und die vorderen Infanteristen die Straßengabel Germeter-Vossenack-Richelskaul passierten, drehte sich die Angriffsreihe wie geplant nach Süden ein, quer zur Hauptstraße. Hinter der Straße kam der dritte Panzer zu weit nach Süden ab und wurde von einer Panzerfaust vernichtet.

300 m hinter den ersten bewaldeten Fingern, die von Süden auf Vossenack zeigten, hatte der zweite Panzer eine Störung an seiner Kanone und musste zurückfahren.

Der 1. Zug folgte dem 2. Zug mit seinen Panzern im Abstand von 200 m. An der Straßengabel wurden sie plötzlich von Feuerstössen aus zwei oder drei bisher nicht aufgeklärten Maschinengewehren – aus einer Gruppe von Häusern – überrascht. Die Deutschen hatten ihr Feuer zurückgehalten, bis die Panzer und die Infanteristen vorüberzogen. Der Feuerüberfall traf die 1. Gruppe schwer: Alle bis auf drei Mann wurden verwundet oder getötet. Mit Handgranaten wurde das Widerstandsnest ausgeschaltet und vier bis fünf Gefangene gemacht.

Im weiteren Vormarsch wurde in jedes Haus durch die Haustüre geschossen, Handgranaten geworfen und unmittelbar nach der Detonation eingedrungen. Mancher Mann der F -Kompanie wurde verwundet oder getötet, als feindliches Artillerie-Streufeuer einsetzte. Der 1. Zug stieß bis zur Hauptkreuzung an der Kirche vor. Die Soldaten wurden hier von Feuerstößen aus einem Haus kurz links vor der Kreuzung aufgehalten. Der Widerstand wurde gebrochen und 30 Gefangene gemacht. Damit war das Oberdorf von Vossenack in amerikanischer Hand.

Nachdem der 2. Zug an der Kirche eingetroffen erhielt er vom Kompanieführer, Oberleutnant Kauffman, den Befehl, den Zug von Leutnant Wine zu unterstützen, der im Kampf um die Kreuzung in Unordnung geraten war. Außer drei Mann, die durch das Artilleriefeuer in Germeter ausgefallen waren, hatte der 2. Zug noch seine volle Stärke. Um 10.30 Uhr löste der 2. Zug den Zug von Leutnant Wine an der Kreuzung ab und setzte den Angriff fort. Obwohl der Angriff schnell vorangegangen war, hatten die vorderen Kräfte der F-Kompanie nur wenig mehr als die Hälfte der Entfernung zu ihrem Angriffsziel geschafft, während die G-Kompanie auf der nordöstlichen Nase des Kammes den Ausgang von Vossenack schon erreicht hatte.

6aAn der "Wilden Sau"

6bToter Soldat im Stellungsloch 1945
 6cUmgestürzter "Weazel"

Der 3. Zug wartete noch an dem bereits erwähnten Hang im Süden des Dorfes auf Leutnant Novak, der mit seinem Panzer von Germeter kommen sollte, um den einzigen noch kampffähig gebliebenen Panzer beim 3. Zug zu unterstützen. Als die Hilfe kam, zeigte sich, dass Novak offensichtlich den Auftrag falsch verstanden hatte: Anstatt selbst zu kommen, schickte er zwei statt einen Panzer.

Der Vormarsch wurde fortgesetzt, und die drei Panzer erreichten nebeneinander die Hauptkreuzung des Dorfes bei der Kirche. Als sie ihre Vermutung bestätigt sahen, dass vor ihnen ein feindliches Minenfeld lag, wechselten sie die Richtung ihres Vorstoßes und bewegten sich mit der ihnen folgenden Infanterie durch die Mitte von Vossenack. Sie folgten dem offenen Nordhang, den die G-Kompanie mit ihren drei Panzern früher schon passiert hatte. Ohne Gegenwehr stießen die Panzer und der 3. Zug der F-Kompanie unmittelbar zur Rechten der G-Kompanie zur Ostnase des Bergkammes vor. Dort war ihr Angriffsziel und die Infanteristen bezogen Stellung und sich begannen sich einzugraben.

Während der 3. Zug seinen Umweg machte, setzte der 2. Zug seinen Vormarsch von der Kreuzung aus in Richtung Unterdorf von Vossenack fort. Aus einem Haus links, zwei oder drei Häuser östlich der Kreuzung, kam Feuer aus einer deutschen Maschinenpistole, das die Amerikaner aufhielt. Als der Zugführer Leutnant Scott sich zu seiner vordersten Gruppe begab, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen, traf ihn ein weiterer Feuerstoß und tötete ihn sofort. Noch drei weitere Gruppenführer wurden entweder getötet oder schwer verwundet.

Von der ehemaligen Frontlinie in Germeter fuhren nun die zurückgebliebenen drei Panzer des Zuges von Leutnant Novak los, da sie den Befehl erhalten hatten, die E-Kompanie, die bisher in Reserve gehalten worden war und nun den Auftrag hatte, Vossenack zu durchkämmen und den Ort vom Feind zu säubern, zu unterstützen. Sie fuhren jedoch zu schnell für die Infanterie, die dem Tempo nicht folgen konnte und erreichten die Kreuzung alleine. Dort nutzte Leutnant Kauffman die günstige Gelegenheit und setzte einen der Panzer dazu ein, das Widerstandsnest auszuschalten. Der Panzer feuerte zwei Schuß auf das Haus. Kauffman und sein Melder sprangen nach dem Beschuss in das Haus und fanden sieben Mann und zwei Offiziere vor, von denen einer verwundet und der andere gefallen war. Die deutschen Soldaten ergaben sich sofort.

Inzwischen hatte Leutnant Novak mit seinen Panzern nach Süden eingedreht. Entweder wollte er den Südhang nutzen und so dem Dorf ausweichen oder er wollte das Maschinenpistolenfeuer aus einer anderen Richtung niederkämpfen. Als er sich der Südecke des Dorfes näherte, fuhr sein Panzer auf eine Mine und blieb liegen. Da er noch als gepanzerter Beobachtungspunkt gebraucht werden konnte, blieb Leutnant Novak mit seinem Fahrzeug stehen, während die restlichen beiden Panzer mit der F-Kompanie weiter vordrangen.

Der Vormarsch ging weiter. Als Vorsorgemaßnahme warf Leutnant Kauffman eine Granate in den Keller des nächsten Hauses mit dem Erfolg, dass eine Gruppe von deutschen Soldaten herauskam und sich ergab. Beim Verhör zeigte ein deutscher Offizier ihm auf einer Karte die Stellungen für die Verteidigung des Dorfes. Es gab im Dorf fünf Kompanien mit einer Stärke von je 30 Mann. Er sagte, trotz hoher Verluste hätte eine andere Kompanie den Befehl, das Dorf in einem Gegenangriff zurückzuerobern.

Leutnant Kauffman beorderte den wiedergeordneten 1. Zug der F-Kompanie nach vorne und ließ den 2. Zug wieder die ursprüngliche Aufgabe als Unterstützungseinheit übernehmen. Begleitet von zwei Panzern arbeiteten sich die Männer von Leutnant Wine die Dorfstraße hinunter und stürmten jedes einzelne Haus, nachdem es zuvor von Panzern beschossen worden war. Die Deutschen schossen nur wenig und planlos.

Um 12.30 Uhr hatten sich der 1. und 2. Zug mit dem 3. Zug am Angriffsziel vereinigt: der kargen östlichen Spitze des Bergkammes von Vossenack.

Leutnant Kauffman verlegte den Gefechtsstand seiner F-Kompanie in das letzte Haus auf der rechten Seite von Vossenacks Hauptstraße. Der 2. Zug bezog rechts des 1. Zuges der G-Kompanie Stellung, der einen bewaldeten Abhang vor sich hatte, der sich vom Dorf bis zum Kalltal erstreckte.

Nachdem die F-Kompanie ihr Angriffsziel genommen hatte, setzte sich die E-Kompanie in die Mitte des Dorfes ab und bezog Stellung bei der Kirche. Der Artilleriebeobachter wurde wegen des feindlichen Feuers in ein Haus nahe dem Ostende des Dorfes zurückgezogen.

Das Säubern des Ortes durch die E-Kompanie

Die E-Kompanie hatte die Aufgabe, der F-Kompanie in einem Abstand von 300 m nach Vossenack zu folgen. Das Dorf musste von deutschen Widerstandsnestern völlig gesäubert werden. Ein Zug hatte sich entlang der Waldecke im Süden hinter dem rechten Zug der F-Kompanie zu bewegen, um den Schutz der rechten Flanke des Bataillons zu übernehmen. Der Panzerzug unter Leutnant Novak begleitete die E-Kompanie nach Vossenack hinein und half bei der Säuberung. Ein Zug der H-Kompanie mit Maschinengewehren schloss sich an.

Als die E-Kompanie an der Abmarschlinie sammelte, wurde sie eine leichte Beute des feindlichen Artillerie- und Granatwerferfeuers, das sich auf diese Linie eingeschossen hatte. Die Kompanie erlitt eine Reihe von Verlusten.

Der 1. Zug der E-Kompanie unter Sergeant Beck folgte um 9.30 Uhr hinter der rechten Flanke der F-Kompanie. Offensichtlich nicht darüber informiert, die nördliche statt der südlichen Route der Straße Richelskaul - Vossenack zu nehmen, gerieten die Leute von Sergeant Beck schon 300 in hinter der Abmarschlinie in feindliches Maschinengewehrfeuer von der südlichen Waldecke her. Der Zug wurde dadurch auf dem Boden festgenagelt. Ein Soldat wurde getötet und verschiedene andere verwundet, unter ihnen auch Sergeant Beck. Einzelne - einer wurde hysterisch - robbten zurück und meldeten dem Kompaniechef in Germeter unterschiedliche Versionen, was passiert war. Schließlich wurde das Widerstandsnest von zwei Leuten - vom Höhenzug her - genommen und mit Hilfe des übrigen Zuges, der dann weiter nach Vossenack vorstieß, 15 Gefangene gemacht. Die Kompanie setzte inzwischen die Säuberungsaktion fort.

In zwei Reihen auf jeder Seite der Hauptstraße sich vorsichtig vorwärts bewegend, untersuchten die Soldaten jedes Haus und jeden Keller und machten dabei noch gelegentliche Gefangene. Nur ein Mann wurde durch einen Granatsplitter am Arm verwundet. Um 10.40 Uhr meldeten sich die drei Panzer von Leutnant Novak bei der E-Kompanie ab, um der F-Kompanie bei der Säuberung des östlichen Teiles von Vossenack zu helfen. Um 15.30 Uhr hatte die E-Kompanie ihren Auftrag in Vossenack erfüllt und sie begann, sich auf eine Verteidigung vorzubereiten.

Der Gefechtsstand des 2. Bataillons wurde um 16.30 Uhr in einem Haus eingerichtet, das etwa 270 m östlich der Kirche auf der südlichen Seite der Hauptstraße stand.

Das 229. Feldartilleriebataillon verschoss am 2. November von 08.00 bis 12.00 Uhr insgesamt 1.346 Granaten als unmittelbare Feuerunterstützung für das 112. Infanterieregiment.

Die B-Kompanie des 86. Chemical Batallions (Granatwerferbataillon) verschoss 274 Sprengbrand-granaten und 225 Phosphorgranaten.

Vossenack brannte mehrmals an diesem Tag und war von Rauch eingehüllt.

Der Angriffsplan des 112. Infanterieregiments sah für den 2. November einen Querfeldein-Angriff des 1. und 3. Bataillons um 12.00 Uhr vor. Die Bataillone sollten sich hauptsächlich durch den bewaldeten Teil des südlichen Hanges von Vossenack hinabbewegen, die Kall überqueren und Kommerscheidt nehmen.

Das 3. Bataillon sollte dann weiter auf Schmidt vorstoßen. War Schmidt genommen, sollte der Angriff Richtung Steckenborn fortgesetzt werden.

Kurz nach Mittag gingen die Angriffsspitzen durch Richelskaul vor. In der ersten Phase des Angriffs sollte ein in Nord-Süd-Richtung verlaufender Weg erreicht werden, der ca. 400 m östlich von Richelskaul und südlich vom Westrand Vossenacks zur Straße nach Simonskall in den südlichen Wäldern führte. Als der 1. Zug den Pfad erreichte, wurde er von heftigem feindlichem Feuer aus den nahen Wäldern aufgehalten. Der Widerstand konnte den ganzen Tag über nicht gebrochen werden.

Der Angriff auf das Waldgebiet südlich der Straße Germeter - Hürtgen Richtung Gasthaus Kallbrück blieb schon nach 300 bis 500 m vor einem ausgedehnten feindlichen Minenfeld liegen.

Hier griff das 110. Infanterieregiment um 12.00 Uhr an. Das 3. Bataillon rückte hauptsächlich querfeldein in Richtung auf Simonskall vor. Das 2. Bataillon blieb an acht oder zehn Bunkern hängen, die die Hauptstraße nach Rollesbroich beherrschten. Diese Bunkerverteidigung wurde später als „Raffelsbrand-Schwerpunkt" bekannt. Beide Bataillone wurden durch die schwerbewaffneten Bunker aufgehalten. Der Angriff des 110. InfRegts, der die Absicht hatte, die Straße von Strauch nach Schmidt zu erreichen und so den Weg für eine spätere Phase des Angriffs auf Schmidt in die Hand zu bekommen (die Eroberung des Raumes Strauch - Steckenborn) machte praktisch keine Fortschritte.

Die Luftwaffe hatte inzwischen hauptsächlich die Straßen nach Schmidt, Ziele in Bergstein, die Rurbrücke in Heimbach und Fabriken in Nideggen angegriffen. Versehentlich bombardierte sie auch amerikanische Artilleriestellungen bei Roetgen.

Lage des Feindes

Am 2. November 1944 fanden sich verschiedene Stabsoffiziere des LXXIV. (74.) Armeekorps zu einer Besprechung der Heeresgruppe B mit Generalfeldmarschall Model auf Gut Schlenderhan, nahe Quadrath westlich von Köln, zu einer Planübung ein. Thema der Übung war die Abwehr eines theoretisch angenommenen Angriffes der Amerikaner im Gebiet von Hürtgen. Kurz nach Beginn der Besprechung wurde über Telefon gemeldet, dass die Amerikaner nördlich von Germeter in Richtung Vossenack angriffen. Aus der Meldung wurde deutlich, wie kritisch die Lage war und es wurden Verstärkungen der 7. Armee angefordert, da das 74. Korps nicht genügend Kräfte zur Verfügung hatte, um dem amerikanischen Angriff standzuhalten. Generalfeldmarschall Model schickte den kommandierenden General des LXXIV. (74.) Korps zu seinem Gefechtsstand zurück und setzte mit den anderen Offizieren die Lagebesprechung fort, aus der jetzt aus Theorie Realität geworden war.

Während als erste Maßnahme die Panzereinheiten der 116. Panzerdivision - teilweise sogar von Mönchengladbach - nach Vossenack beordert wurden, wurde die Anwesenheit der maßgeblichen Kommandeure bei der Besprechung genutzt, um einen Gegenangriff vorzubereiten. Es wurde festgelegt, am 3. November den nördlichen Einbruch der Amerikaner abzuriegeln und die südlich bei Schmidt vorgestoßenen Truppen des 112. InfRegts zu zerschlagen. Es entwickelte sich praktisch derselbe Gegenangriff, der der 9. Infanteriedivision zu schaffen gemacht hatte, als diese im Raum Germeter – Vossenack eingesetzt war. Sie war am 26. Oktober von der 28. Division abgelöst worden.

Quelle: United States Army in World War ll/Three Battles: Arnaville, Altuzzo and Schmidt, by Charles B. MacDonald and Sidney T. Mathews, Office of the Chief of Military History Department of Army - Washington D. C. 1952 -> Link zur entspechenden Internetseite.