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Neues rund um Vossenack aus dem Montjoie'r Volksblatt ab 1880

Großbrand vernichtet über drei viertel unserer Nachbargemeinde Hürtgen

  • Hürtgen, 22. Februar 1903 - Großer Brand in Hürtgen

    Hürtgen, 22. Februar 1903. Gestern Abend gegen halb 7 Uhr brach am südlichen Ende unseres an der Chaussee Düren-Montjoie gelegenen Dorfes Feuer aus. Beim Rasen eines orkanartigen Sturmes, welcher von Südwesten nach Nordosten über das Dorf hinfegte, entwickelte sich dasselbe in riesiger Eile zu einem Großfeuer. Der Sturm trieb das lodernde Feuer in Gestalt eines gewaltigen Feuerregens über das ganze Dorf hin, das bald in seiner ganzen Länge einem schauerlichen Feuermeer glich. Inmitten all der Häuser ragte aus dem Feuermeer die schöne romanische Kirche hervor. Gegen 9 Uhr war der Helm der Kirche in Flammen gehüllt, um bald darauf zusammenzustürzen; eine Weile später züngelten die Flammen aus dem Dachstuhl des Schiffes hoch empor, und es schnitt jedem wohl durch die Seele, als gewaltiges Krachen den Einsturz des Dachstuhles und der Gewölbe verkündete und damit den Verlust des schönen Gotteshauses, das vor etwa 50 Jahren neuerbaut worden war. Dasselbe ist gänzlich ausgebrannt, nur die Umfassungsmauern stehen noch. An ein Löschen des furchtbaren Brandes war nicht zu denken, da man wegen der Feuergarben, die der Sturm vor sich her peitschte, nicht einen Schritt ins Dorf sich hineinwagen durfte; gänzlich ohnmächtig stand man dem Element gegenüber. Neunzig Häuser nebst Dekonomiegebäuden sind ein Raub der Flammen geworden, darunter auch die Schule und die Oberförsterei mit sämtlichen Akten. Die Pastorat, welche nicht in der Häuserflucht lag, ist verschont geblieben, ebenso sind an den beiden Enden des Dorfes im ganzen 31 Häuser stehen geblieben. Menschenleben sind nicht zu beklagen, doch ist zahlreiches Vieh zu Grunde gegangen. Die Leute retteten meist nur das nackte Leben, Geld und Gut ging in der Verwirrung zu Grunde. Trostlos irrten die Aermsten die Nacht hindurch umher und suchten, soweit möglich, in den Nachbarorten Unterkunft. Das Dorf macht jetzt einen gar traurigen Eindruck. Tränen mögen wohl manchem aus den Augen brechen, wenn er das weite Trümmerfeld sieht, und erst recht, wenn er die Not der Bewohner betrachtet, die sich der Wohnung, Kleidung und des so notwendigen Futters für das Vieh beraubt sehen. Hier ist rasche Hülfe notwendig. Sicherlich wird sich auch manches mitleidige Herz finden und manche offene Hand, die Trost zu spenden bereit sind. Viele Worte, um das Mitleid zu erregen, sind hier nicht nötig, die Tatsachen sprechen eine zu furchtbare Sprache. Gaben für seine schwer heimgesuchten Pfarrkinder nimmt Pfarrer Bartz in Hürtgen (Rheinland) in Empfang.

  • Düren, 22. Februar 1903 - Stadtverordnetenversammlung in Düren wegen Großbrand

    Düren, 22. Februar 1903 . Auf die Kunde von dem schrecklichen Brande, der die Gemeinde Hürtgen heimgesucht hat, beraumte der Bürgermeister auf heute Mittag eine Stadtverordnetenversammlung an, um für die Linderung der großen Not zu sorgen. Es wurde beschlossen, die städtischen Baracken und die Stadtparkhalle zur Unterbringung der Notleidenden herzurichten, sowie die Verwaltung des Waisenhauses und der Blindenanstalt zu ersuchen, ihre Anstalten zur Unterbringung von Kranken und Kindern zur Verfügung zu stellen. Ferner wurde ein vorläufiger Kredit von 1000 Mk. zur Verfügung gestellt, um sofort Nahrungsmittel und Kleidungsstücke zu beschaffen. An die Einwohner der Stadt wurde ein Aufruf zur Unterstützung der Notleidenden erlassen. Bereits sind viele Gaben eingegangen. Für morgen wurde eine weitere Versammlung anberaumt.

  • Düren, 23. Februar 1903 - erneute Stadtverordnetenversammlung in Düren wegen Großbrand

    Düren, 23. Februar 1903. Heute Vormittag wurde unter dem Vorsitze des Bürgermeisters Klotz im Rathause abermals eine Versammlung aus Anlaß der Brandkatastrophe in Hürtgen abgehalten. Bürgermeister Lambertz teile mit, daß ein Verlußt von etwa 160.000 M. entstanden sei, der nicht durch Versicherung gedeckt ist. 75 Prozent der Einwohner hätten ihr Mobilar versichert, doch meist viel zu niedrig. An Hornvieh seien noch 250 Stück vorhanden. Landrat Breuning teilte mit, daß der Regierungspräsident von Aachen gestern an Ort und Stelle gewesen sei und einen Founds zur Unterhaltung des Viehes in Aussicht gestellt habe. Zum Schlusse wurde ein Hülfskomitee unter dem Vorsitz des Landrats v. Breuning gebildet.

  • Hürtgen, 24 Februar 1903 - Ausführlicher Bericht zum Großbrand

    Hürtgen, 24 Februar 1903. Wenn nicht von ferne ragende Trümmerhaufen die Stätte des Elends bezeichneten, würde man glauben, das Volk ströme von allen Seiten zum Jahrmarkte zusammen. Equipagen aller Art, offene und gedeckte, elegante und sehr bescheidene, dazu Packkarren und Lastwagen, Radfahrer, Reiter und Fußgänger, alles bewegt sich in unabsehbarem Zuge dem Dorfe zu. Zunächst sieht man, von Eschweiler über Schevenhütte das Wehbachthal hinaufkommend, ein paar Häuser, die das tückische Element verschont hat. Bald aber dehnen sich grauenvolle Schuttmassen aus, durchsetzt von ragenden Mauern aus Bruchstein. Das Dorf war ziemlich wohlhabend, die Häuser durchweg gut im stande, meistenteils ganz oder in einzelnen Mauern aus solider Grauwacke oder sonstigen Steinarten errichtet; das Material kam aus nahegelegenden Steinbrüchen. Hier und da züngeln noch die Flammen zwischen den Steinmassen, wo schwere Holzbalken dem gierigen Element noch Nahrung bieten. Ein schneidender Wind pfeift über die Hochfläche und schlägt den niederrieselnden Regen den in dichten Massen umherwandernden Menschen, Bauern und Fremden, ins Gesicht. Der starke Wind ist auch dem Dorf zum Verderben geworden. In einer Viertelstunde hatte der Funkenregen, so erzählt ein Einwohner, 50 Häuser gleich erfaßt; da galt es nur, das nackte Leben zu retten, kaum daß das Bargeld noch gerettet werden konnte. Vier an Lungenentzündung Erkrankte wurden an der Kirchhofsmauer auf Stroh gebettet, während der heulende Südwest um die Aermsten pfiff. Einer erlag noch während der ersten Nacht seinen Leiden. Die Kirche bietet ein grauenvolles Bild der Verödung, sie ist nicht alt, fest aus Hausteinen gefügt, im Stil Anklänge ans Romanische bietend. Alles, was nur irgend an Holzwerk vorhanden war, ist völlig verschwunden, nicht etwa nur verkohlt, sondern rein zur Asche verbrannt. Die Glut muß ganz entsetzlich gewesen sein. Die zwei Glocken liegen zertrümmert und halb geschmolzen unter der Emporbühne, über der sich der niedrige, aber massive Turm erhob. Eine von ihnen zeigt noch zum Teil die lateinische Inschrift; sie ist der allerf. Jungfrau gewidmet und unter dem Pfarrer Iven im Jahre 1868 gegossen. Dicke Eisenstangen, die zur Versteifung des Gewölbes dienten, liegen verbogen, als seien sie dünner Draht, im Schiff der Kirche, das mit Asche, Schutt, Steinen, Schiefer, Eisenteilen wie besät ist. Ein paar Apostelfiguren aus Terrakotta, an den Wänden angebracht, stehen noch da, mehr oder weniger zerschlagen. Sonst ist von dem Inventar nichts, gar nichts mehr da; einige Metallleuchter liegen verkrümmt und zerrissen am Boden. Nur die Monstranz und einiges andere, in einem feuerfesten Gelaß untergebracht, konnte noch eben entfernt werden. Selbst ein Ciborium fiel der Wut der Naturmacht zum Opfer. Die Pastorat, von der Kirche etwa 100 Schritt entfernt, aus Backsteinen vor nicht langer Zeit fest und geschmackvoll gebaut, ist erhalten geblieben. Die Dürener Wehr hat sie retten können. Ein Brunnen in einem benachbarten, schon brennenden Anwesens lieferte das nötige Wasser, um den Funkenregen unschädlich zu machen. Die Erhaltung des Pfarrhauses ist von großem Wert; es ist jetzt der Mittelpunkt für die Regelung des Unterstützungswesens. Der würdige Pfarrherr – vor einigen Jahren schlug er das Anerbieten einer materiell besseren Stelle aus – ist ununterbrochen tätig, um zu raten und zu helfen. Gottlob kommen von allen Seiten die Gaben; mit besonderer Rührung nahm der Pfarrer von einem Confrater eine Geldsummer entgegen, die das Ergebnis der rasch veranstalteten Sammlung eines Gesellenvereins darstellte. Das Pfarrhaus ist in eine Art Warenhaus verwandelt. Es ist ergreifend zu sehen, wie aus dem Hause die Hilfsbedürftigen mit Gaben beladen zurückkehren: hier ein altes, fast erblindetes Mütterlein, vom Sohne gestützt, mit einem Brote unter dem Arm und geräuchertem Fleisch in der Hand, dort eine junge Frau mit Bettzeug und einigen Würsten beladen. Hier und da kommen Burschen mit einem Stück Vieh, das in den benachbarten, ausgedehnten Waldungen umhergeirrt war. An einer Stelle sahen wir noch ein Rind völlig versengt an der Stätte liegen, wo sich ehedem die Stallung befand. Ein Schmied, der sich an seiner noch rauchenden Werkstätte zu schaffen machte, zeigte an Haupthaar und Bart deutliche Spuren der verheerenden Feuersglut. Mit welch elementarer Gewalt das Feuer die Gebilde von Menschenhand vernichtet, bezeugen besonders die Trümmer solcher Häuser, die in letzter Zeit unter Beobachtung aller modernen Bauregeln gebaut waren, so namentlich der Schule. Sie ist nur einige Jahre alt, die Front in Backsteinen, das Dach aus Schiefer. Höchst merkwürdig und charakteristisch für die Art der Feuersbrunst ist eine völlig unversehrt gebliebene Holzhalle, die als Tanzsaal und Schützenhalle diente; im Hintergrunde erheben sich noch die zwei Masten fürs Vogelschießen, zu beiden Seiten die kahlen, völlig ausgebrannten Steinmauern von Wohnhäusern. Offenbar hat die Wucht des Windes die stiebenden Funken über das flache und niedrige Holzdach der Halle hinweg getrieben, sie gegen die höheren Häuser der Umgebung schleudernd. Die Stimmung der Bevölkerung ist gefaßt. Das ist nicht etwa die Stumpfheit eines wenig tatkräftigen Volksschlages, wie man gern den Eifler ausmalt; vielmehr ist es die Entschlossenheit von Leuten, die mit der Schickung Gottes sich abfinden. „Das liegt hinter uns; denken wir an die Zukunft" – das war der Ausdruck eines einfachen Mannes, der gleich daran ging, die notwendigsten Vorkehrungen für die Wiederaufnahme seiner Arbeiten zu treffen. Es ist ein Glück, daß das Meiste versichert ist; vornehmlich ist die Provinzial-Feuersocietät beteiligt.

  • Düren, 25. Februar 1903 - Rote Kreuz Baracken für Hürtgen

    Düren, 25. Februar 1903. Herr Landrat von Breuning äußerte sich, laut Dür. Ztg., das der Herr Regierungspräsident von Aachen bereits einen Fonds zur Unterhaltung des Viehes in Aussicht gestellt habe. Vom Zentralkomitee des roten Kreuzes sind die zusammenlegbaren Baracken entliehen, um diesselben in der Nähe des Ortes zur Unterkunft der Obdachlosen aufzuschlagen. Die Baracken werden in längstens acht Tagen an Ort und Stelle sein. Ferner sollen Stallungen für Vieh errichtet werden. Weiter hat sich der Landrat an die Regierung gewandt wegen Ueberlassung des Fichtenschlages 16, damit die Leute Holz fällen, und dieses als Bauholz benutzen könnten. Mit den Bauunternehmern ist ein Abkommen beabsichtigt u. a. dahin, daß die Hürtgener Ortsbewohner die Anfuhr von Steinen und Baumaterialien besorgen sollen und daß schon in der nächsten Woche damit begonnen werden könne; dadurch sei zugleich für Verdienst gesorgt. Die an diesem Abkommen Interessierten sind auf Mittwoch, Nachmittag 3 Uhr, in die Bürgermeisterei nach Gey zu einer Besprechung eingeladen. Herr Direktor Baldus stellte 50 Betten der Blindenanstallt für die Baracken leihweise zur Verfügung. Der vaterländische Frauenverein wird in umfangreicher Weise in Tätigkeit treten und häuptsächlich für die Beschaffung von Wäsche und Kleidungsstücken, vor allem für die Kranken und Wöchnerinnen sorgen.

  • Hürtgen, 21. März 1903 - 150.000 Ziegelsteine gespendet

    Hürtgen, 21. März 1903. Frau Witwe Jakob Hütten in Düren stellte den Abgebrannten von Hürtgen 150.000 gebrannte Ziegelsteine zum Wiederaufbau ihrer Häuser zur freien Verfügung. In der heutigen Sitzung des Hülfskomitees für die Abgebrannten in ürtgen teilte Landrat v Breuning mit, daß bis jetzt 80.000 Mark Geldspenden eingegangen sind; angesichts der Notlage seien noch weitere Spenden willkommen. Für den vom Kreisbaumeister Gaynisch auszuarbeitenden Plan für den Wiederaufbau von Hürtgen bewilligte der Gemeinderat 3000 Mk. Ferner für die Anschaffung von Nahrungsmitteln 1000 Mk. Und von Saatgut 7000 Mk. Die vom Roten Kreuz zur Verfügung gestellten Baracken konnten schon in der zweiten Woche nach dem Brande bewohnt und der Schulunterricht am 12. Tage in der Schulbaracke erteilt werden.

  • Hürtgen, 22. April 1903 - Notkirche ist gebaut

    Hürtgen, 22. April 1903. Eine allereinfachste Notkirche ist jetzt gebaut, und augenblicklich berät man über die angefertigten Pläne zum Wiederaufbau der Kirche. Die Vorbereitungen zum Wiederaufbau der Häuser gehen noch sehr langsam vorwärts. Das für die jetzige Jahreszeit außerordentlich ungünstige Wetter verhindert fast jede Arbeit. In Gärten und Feldern ist jede Arbeit zur Zeit unmöglich. Unsere armen Einwohner haben alle in diesem Jahre sehr viel durchzukämpfen, besonders auch diejenigen, die in den Baracken wohnen, da die dünnen Wände und auch der Fußboden wenig Schutz gegen die Kälte gewähren.

  • Düren, 28. April 1903 - Militär soll Feldbahn nach Hürtgen bauen

    Düren, 28. April 1903. Gestern hielt das Hülfskomitee für Hürtgen wieder eine Sitzung im hiesigen Rathaussaale ab. Herr Landrat von Breuning erstattete Bericht über die früheren Bewilligungen und die Ausführungen der Beschlüsse. Die Sammlungen sind auf 90.138 Mk. Angewachsen. Dazu treten 2200 Mk., welche der Kultusminister für die Einrichtung der Schule gegeben hat, 1200 Mk. aus dem Westfonds für die Molkerei Hürtgen und 3000 Mk. von dem Vaterländischen Frauenverein zu Düren, Aachen und Berlin, sodaß insgesamt über 96.000 Mk. zur Verfügung stehen. Neu bewilligt wurden gestern 30.000 Mk. zu Beihülfen für Bauten; die Verteilung geschieht durch die Bau-Unterkommission in Verbindung mit dem Herrn Pfarrer von Hürtgen und dem Herrn Bürgermeister von Gey. 1000Mk., die früher für Beschaffung von Kleidern bewilligt wurden, sind erspart, weil der Vaterländische Frauenverein durch den erwähnten Betrag für Kleider ausreichend gesorgt hat; die 1000 Mk. sollen nun zur Beschaffung von Mobilar benutzt werden. Ferner wurden 8000 Mark für den Bau der neuen Schule bewilligt; für die Schule hat der Staat außerdem 7000 Mk. gegeben, und 7000 Mk. stehen aus Versicherungsgeldern zur Verfügung. Eine schwierige Sache ist bekanntlich der Transport der Baumaterialien nach dem hochgelegenen Hürtgen. Herr Landrat v. Breuning ist zunächst mit einigen Bahngesellschaften in Verbindung getreten wegen Herstellung einer Kleinbahn von Lammersdorf, Station der Aachener-Montjoier Bahn, nach Hürtgen. Die Gesellschaften haben jedoch solche Forderungen für Miete und Garantie gefordert, daß das Komitee davon absah. Ferner hat sich der Herr Landrat an den Kommandeur der Eisenbahnbrigade gewandt, ob nicht die Anlegung einer Feldbahn von Lammersdorf oder Düren nach Hürtgen durch Eisenbahntruppen angängig sei als militärische Uebung. Der Brigade-Kommandeur war vorige Woche hier und hat die Strecken besichtigt. Die Unterhandlungen sind noch nicht abgeschlossen, die Aussichten, daß der Bau der Feldbahn von militärischer Seite übernommen wird, sind jedoch nicht ungünstig. Unter lebhaftem Beifall der Versammlung sprach Herr Bürgermeister Klotz dem Herrn Landrat herzlichen Dank aus für seine unausgesetzte, eifrige Tätigkeit für die so sehr heimgesuchte Ortschaft Hürtgen.

  • Hürtgen, 30. April 1903 - Eisenbahnregiment trifft ein

    Hürtgen, 30. April 1903. Morgen trifft ein Kommando des Eisenbahnregiments, bestehend aus einem Hauptmann, zwei Leutnants und einigen Mannschaften in Düren ein, um die Anlegung einer Feldbahn vorzubereiten. Durch die Bahn wird unserem hochgelegenen Orte eine große Hülfe gebracht, da dann eine leichtere Beförderung der zum Wiederaufbau des Ortes nötigen Baumaterialen möglich ist.

  • Düren, 18. Mai 1903 - Vorarbeiten für Feldbahn erledigt

    Düren, 18. Mai 1903. Ob die Feldbahn nach Hürtgen gebaut wird, diese Frage dürfte laut „Dür. Ztg." Noch in dieser Woche entschieden werden, nachdem alle dazu notwendigen Vorarbeiten nunmehr erledigt sind. Die Bahn wird übrigens, falls sie gebaut wird, zwar der Chaussee folgen, aber ganz unabhängig von derselben auf dem angrenzenden Gelände als richtige Feldbahn gebaut werden und zwar von Düren aus, nicht wie anfangs geplant von Station Lammersdorf.

  • Düren, 9. Juni 1903 - Feldbahn wird nicht gebaut

    Düren, 9. Juni 1903. Auf mehrere Anfragen über die Feldbahn nach Hürtgen teilen wir mit, daß die Bahn nicht gebaut wird, wie das 2. Bataillon des Eisenbahn-Regiments Nr. 3 in Berlin, das mit den Vorarbeiten zur Errichtung der Bahn von Düren nach Hürtgen beauftragt war, hierher gemeldet hat. Für die Aufgabe des Planes war maßgebend, daß die Anlagekosten für eine Bahn, die nur für mehrere Sommermonate bestehen sollte, sich doch zu hoch stellten. Um sie zu decken, hätte der Transport der Baumaterialien nach Hürtgen einen großen Aufschlag erfahren müssen; zudem hatte ein Bauunternehmer, der einen großen Teil des Ortes aufgebaut, schon vorher mit Fuhrleuten feste Verträge abgeschlossen, was wesentlich ins Gewicht fallen mußte. Ferner kamen die Schwierigkeiten in Betracht, die sich aus der Benutzung der Provinzialstraße für den Bahnbau ergaben. Wenn somit aus der guten Absicht, dem vielgeprüften Orte Hürtgen durch die Bahn eine wirksame Hülfe zu bringen, nichts wird, so verdienen die Bestrebungen selbst, die Mühe, die sich namentlich Herr Landrat von Breuning gegeben hat und das Entgegenkommen der Militärverwaltung doch allseitigen Dank, namentlich auch von den Bewohnern Hürtgens.

  • Hürtgen, 7. Juli 1903 - Wiederaufbau der Kirche begonnen

    Hürtgen, 7. Juli 1903. Heute wurde mit dem Wiederaufbau des durch die Brandkatastrophe im Februar ds. Js. zerstörten Gotteshauses begonnen, nachdem vorher ein Hochamt um Erflehung des göttlichen Segens für die Arbeit gehalten worden war. Turm und Chor werden niedergelegt, letzteres wird um zwei Meter verlängert. Die Kirche wird jetzt dreischiffig werden. – Von den 45 in Angriff genommenen Neubauten sind bereits zehn im Rohbau fertiggestellt.

  • Hürtgen, 23. August 1903 - bei Bauarbeiten zur Kirche Silbermünzen gefunden

    Hürtgen, 23. August 1903. Beim Abbruch von Mauerresten und bei Ausschachtungen wurden hier wiederholt Silbermünzen gefunden, die aus der Zeit der französischen Revolution stammen und wahrscheinlich durch Emigranten hierher gekommen sind. Die Geldstücke, etwas größer wie ein Taler, zeigten die Jakobinermütze, ein Bündel Kornähren, eine Wage, die Jahreszahl 1793 und die Aufschrift Liberté egalité.

  • Hürtgen, 20. November 1903 - die meisten neu errichteten Wohnungen sind bezogen

    Hürtgen, 20. November 1903. Die meisten der neu errichteten Wohnungen unseres im Februar ds. Js. abgebrannten Dorfes sind schon bezogen worden, nur einige sind noch im Bau begriffen. Die Baracken werden diese Woche abgebrochen und nach Berlin zurückgeschickt werden. Die Schule wird diesen Winter in einem Privathause gehalten. Die Kirche ist bereits wieder überdacht. Die vollständige Fertigstellung des Schiffes und die Aufbauung des Turmes wird im nächsten Frühjahr stattfinden. Weil es aber in der Notkirche jetzt schon zu kalt wird, wird der erweiterte und bald fertiggestellte Chorbau zur Abhaltung des Gottesdienstes eingerichtet und vom unfertigen Schiff abgetrennt werden.

  • Hürtgen, 20. Dezember 1903 - fertiggestellter Teil der Kirche eingesegnet

    Hürtgen, 20. Dezember 1903. Heute hatte die Pfarrgemeinde Hürtgen einen Freudentag. Nachdem unter dem 11. Dezember Se. Eminenz der Hochwürdige Herr Kardinal und Erzbischof Herrn Pfarrer Bartz ermächtigt hatte, den bereits fertiggestellten Teil der Pfarrkirche einzusegnen und den Gottesdienst in demselben abzuhalten, hielt die Gemeinde heute ihren Einzug in das Chor und die Sakristei. Vor der Frühmesse fand die vorgeschriebene kurze Benediktion statt, und nach der h. Messe wurde in Prozession aus der Notkirche bezw. Pastorat das allerheiligste Sakrament abgeholt und in das im Chore befindliche Tabernakel überbracht. – Im Hochamte hielt der Seelsorger eine auf die Bedeutung des Tages bezügliche Predigt, wobei die Verse des 4. Psalmes der Komplet: Pf. 133 „Eeee unne ! Wohlan jetzt preiset den Herrn alle ihr Diener des Herrn, die ihr stehet im Hause des Herrn" zu Grunde gelegt wurden. Am Schlusse des Hochamtes sang die Gemeinde das „Großer Gott, wir loben Dich!"

Neues rund um Vossenack aus dem Montjoie'r Volksblatt ab 1880

Montjoie'r Volksblatt 1897 - 1899

Hier finden Sie Zeitungsartikel über Vossenack und Umgebung sowie aktuellem Zeitgeschehen zwischen 1897 und 1899
  • Aus dem Kreise, 19. August 1897 - Feuer in Vossenack

    Aus dem Kreise, 19. August 1897. [...] – Am 13. August Abends gegen 9 Uhr brach in Vossenack in der Wohnung des Ackerers R. Claßen Feuer aus. Den energischen Bemühungen zur Dämpfung des Feuers seitens der Bewohner von Vossenack und Hürtgen ist es zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb und noch ein Theil des Wohnhauses gerettet wurde. Das Gebäude soll versichert sein, das Mobilar dagegen nicht. – [...]

  • Vossenack, 6. September 1897 - Abschluß des dreitägigen Obstbaukurses

    Vossenack, 6. September 1897. Am vorigen Mittwoch Abend fand hierselbst der von Herrn Winterschuldirektor Wintgen aus Imgenbroich veranstaltete, von ca. 40 Theilnehmern besuchte dreitägige Obstbaukursus seinen Abschluß. Es war zu gleicher Zeit eine Versammlung des landwirtschaftlichen Kasinos anberaumt, welche wie ihre Vorgängerinnen recht zahlreich besucht war und in der ein neues Einmachverfahren für Obst und Gemüse praktisch vor Augen geführt wurde, was namentlich die zahlreich erschienenen Frauen und erwachsenen Mädchen mit Interesse verfolgten. Sodann wurde auf die Zubereitung der Beerenweine des Näheren eingegangen. Eine Anzahl Obstbaugerätschaften wurden angekauft bzw. bestellt. Für nächsten Herbst ist ein Fütterungskursus und für nächstes Frühjahr ein achttägiger Obstbaukursus in Aussicht genommen. Wie uns mitgetheilt wird, soll die nächste Kasinoversammlung nächsten Sonntag stattfinden, für welche zweckmäßige Anwendung der Kunstdünger, Haftpflichtversicherung und Molkereiwesen auf der Tagesordnung stehen.

  • Hürtgen, 23 November 1897 - Versammlung zur Gründung einer Molkerei-Genossenschaft

    Hürtgen, 23 November 1897. Am vorigen Sonntag, den 21. ds. Mts., tagte hierselbst eine Versammlung, die sich mit der Gründung einer Molkerei-Genossenschaft für Hürtgen, Germeter, Vossenack, Groß- und Kleinhau, Brandenberg und Bergstein befaßte. Der Besuch war entsprechend der Wichtigkeit der Sache ein äußerst reger. Herr Wintgen, Director der landwirtschaftlichen Schule von Imgenbroich, legte die Ziele und Bedeutung einer derartigen Genossenschaft dar. Der Leiter der Versammlung, Herr Pfarrer Schmelcher aus Großhau, betonte insbesondere, daß nur durch Einigkeit und festes Zusammenhalten das Ziel erreicht werden könnte. Es ist begründete Aussicht vorhanden, daß die Genossenschaft ins Leben tritt. Die weiteren Schritte hat ein Komitee in die Hand genommen.

  • Düren, 16. Februar 1898 - Kraftwerk Heimbach projektiert

    Düren, 16. Februar 1898. Eine großartige Thalsperre zum Betriebe einer elektrischen Central-Station wird im Thale der Urft, einem Nebenflusse der Rur, geplant. Die Absperrstelle für das große Sammelbecken soll am Heffgesberge errichtet werden, wo die Verhältnisse außerordentlich günstig sind, so daß nur verhältnißmäßig geringe Mauerarbeiten erforderlich sein werden. Das geplante Sperrwerk soll über 20 Millionen Cubikmeter Wasser fassen können. Ein 3500 Meter langer Stollen soll durch den Heffgesberg getrieben werden, um das im Becken aufgestaute Wasser der großen Turbinen-Anlage zuzuführen, die in Heimbach errichtet wird. Das großartige Werk wird allerdings auch, je nach dem Wasserstande im Staubecken, 6000-8000 Pferdestärken liefern, die in elektrischen Strom verwandelt, bis nach dem 18 Kilometer entfernten Düren und dem 30 Kilometer entfernten Aachen geliefert werden sollen, um für Beleuchtungs- und Kraftzwecke verwendet zu werden.

  • Vossenack, 23. März 1898 - Versammlung des Bauernvereins

    Vossenack, 23. März 1898. Am Sonntage fand hierselbst beim Wirthe W. Rüttgers eine Versammlung des Bauernvereins statt. Herr Kirchner-Kempen hielt einen Vortrag über die „Ziele des Rhein. Bauernvereins". Unter anderem wurde über gemeinsame Bezüge, Spar- und Darlehnskassen, Molkereiwesen, Rechtsschutzkommission, (?)uerbengesetz, Landwirtschaftskammern gesprochen. Man trägt sich mit dem Gedanken, im Laufe des Sommers hierselbst eine Molkerei zu bauen; wir wollen hoffen, daß dieses Werk auch wirklich zustande kommt. – [...]

  • Vossenack, 12. April 1898 - Errichtung einer Molkerei-Genossenschaft in Aussicht

    Vossenack, 12. April 1898. Am nächsten Sonntag den 17. April wird Herr Greff von der milchwirthschaftlichen Abteilung des Rheinischen Bauern-Vereins in Ortsverbande Vossenack einen Vortrag halten, der um 4½ Uhr beginnen soll. Da man auch in unserem Orte die Errichtung einer Molkerei-Genossenschaft in Aussicht genommen hat, so dürfte der nächste Sonntag wohl hierfür ausschlaggebend sein, und hoffen wir, daß dies in günstigem Sinne erfolgt. Die Vortheile dieser Genossenschaft haben sich allerwärts als so handgreiflich gezeigt, daß unser Ort nicht zurückzubleiben braucht und freut es uns, wenn der Ortsverband die Grundlage für dieses Werk würde geschaffen haben.

  • Aus dem Kreise, 28. April 1898 - Gründung einer Molkereigenossenschaft mit guten Fortschritt

    Aus dem Kreise, 28. April 1898. [...] – Nach einer Mittheilung aus Vossenack hat die Gründung einer Molkereigenossenschaft daselbst einen guten Fortschritt gemacht, indem in der letzten Versammlung des Rhein. Bauernvereins nach einem Vortrage des Molkerei-Instruktors Greff die Satzungen der Genossenschaft angenommen wurden. 13 Landwirthe meldeten sich zum Eintritt. Man wird sich angelegen sein lassen, auch in Hürtgen Theilnehmer zu finden. In einer gemeinschaftlichen Versammlung wird dann später festgestellt werden, wieviel Milch aus den einzelnen Orten herbeigeschafft werden kann. [...]

  • Vossenack, 19 Juni 1898 - Molkereigenossenschaft scheitert doch nicht an der Platzfrage

    Vossenack, 19 Juni 1898. In der Wirthschaft des Herrn P. Thomas versammelten sich zahlreiche Einwohner der beiden Ortschaften Vossenack und Hürtgen bedarfs Berathung über Gründung einer Molkerei. Nachdem bisheran das Projekt zu scheitern drohte an der Platzfrage, wurde jetzt eine Einigung erzielt, und somit ist man der Gründung um einen bedeutenden Schritt näher gerückt. Es steht der Gründung also kein Hindernis mehr im Wege. Der Molkerei-Instrukteur Herr Fischer-Düsseldorf legte noch einmal die Vorzüge einer Molkerei auseinander. Als man nun zur Gründung der Genossenschaft schritt, wurde die Frage aufgeworfen, ob mit beschränkter oder unbeschränkter Haftpflicht; auch hierbei kam eine Einigung zustande, die Mehrzahl der Theilnehmer wollen die Genossenschaft gegründet wissen mit beschränkter Haftpflicht. Die Statuten werden vorgelesen und beraten; jetzt handelte es sich um die brennende Frage des Beitretens – Unterschreiben der Statuten – Leider erklären nur 13 Personen ihren Beitritt; es hatte sich nämlich langsam aber sicher einer nach dem anderen gedrückt.

  • Vossenack, 4. September 1898 - 25 jähriges Priesterjubiläum - Pfarrer Herrn Esch

    Vossenack, 4. September 1898. Am Heutigen Tage feierte die hiesige Pfarrgemeinde das 25 jährige Priesterjubiläum ihres Pfarrers, des hochw. Herrn Esch. Wanderte man durch die Straßen und betrachtete die herrlichen Triumpfbogen, betrat man das Gotteshaus und beschaute die prachtvolle Verzierung, so wurde nur eine Stimme laut, so war Vossenack noch nie geschmückt. Vor dem Hochamte wurde der Herr Jubilar in feierlichem Zuge zur Kirche abgeholt. Am Pfarrhause überreichte ein weißgekleidetes Mädchen dem Jubilar den Silberkranz und trug ein Gedicht vor. Am Nachmittag, nach einer feierlichen Komplet, bewegte sich ein imposanter Festzug unter Betheiligung der Schulkinder mit den Lehrpersonen des Ortes, des Kirchenvorstandes, des Gemeinderathes, der kirchlichen Gemeindesvertretung, des Gesangsvereins und der Schützengesellschaft zur sinnreich geschmückten Festhalle. Vor der Halle begrüßte ein Knabe den Herrn Jubilar mit einem längeren Gedichte; hierauf richtete der Herr Pfarrer einige Worte an die Kinder. In der Festhalle übergab ein Mitglied des Kirchenvorstandes nach einer Begrüßungsrede dem Herrn Jubilar das Festgeschenk und die Widmungstafel. Gesangvorträge, gehalten vom hiesigen Gesangverein, Musikstücke und Ansprachen wechselten nun mit einander ab. An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, daß der hiesige Gesangverein durch seine sehr exakt vorgetragenen Lieder besonders zum Gelingen der Festfeier beigetragen hat. Bei anbrechender Dunkelheit bewegte sich ein großartiger Fackelzug, woran sich alle Dorfbewohner betheiligten, von der Halle aus zum festlich geschmückten Pfarrhause. Da erblickte man die Kirche und das Pfarrhaus in prachtvoller Beleuchtung, ein brillantes Feuerwerk wurde abgebrannt. Aus der ganzen Feier sah man die große Liebe und Dankbarkeit der Pfarrkinder von Vossenack gegen ihren Pfarrer. Wolle der liebe Gott Vossenack noch recht lange seinen Pfarrer erhalten.

  • Aus dem Kreise Montjoie, 5. April 1899 - Molkereigenossenschaft mit dem Sitze in Hürtgen ins Leben gerufen

    Aus dem Kreise Montjoie, 5. April 1899. Durch die unermüdliche Thätigkeit des Rhein. Bauern-Vereins ist es bekanntlich gelungen, für die Gemeinden Vossenack und Hürtgen eine Molkereigenossenschaft mit dem Sitze in Hürtgen ins Leben zu rufen. Läßt die Mitgliederzahl auch noch zu wünschen übrig, so wächst das Unternehmen doch in der schönsten Weise und wird voraussichtlich in einigen Wochen dem Betrieb übergeben werden können. Der Rohbau ist fertig gestellt und ist man zur Zeit mit der Aufstellung der Maschinen beschäftigt. – [...]

    Aus dem Kreise Montjoie, 20. April 1899. [...] – Die feierliche Eröffnung der Molkerei-Genossenschaft Vossenack-Hürtgen soll am Montag den 24. ds. stattfinden. – [...]

  • Aus dem Kreise, 28. April 1899 - Feierliche Eröffnung des neu erbauten stattlichen Gebäudes der Molkerei-Genossenschaft Vossenack-Hürtgen

    Aus dem Kreise, 28. April 1899. [...] – Am 26. ds. fand die feierliche Eröffnung des neu erbauten stattlichen Gebäudes der Molkerei-Genossenschaft Vossenack-Hürtgen statt. Nachdem Herr Pfarrer Esch von Vossenack die kirchliche Einweihung vollzogen und das ganze Unternehmen dem göttlichen Schutze anbefohlen hatte, ergriff Herr Pfarrer Bartz zu Hürtgen das Wort, um in kurzen Zügen das Zustandekommen der Molkerei-Genossenschaft und die schnelle Vollendung des verhältnißmäßig großen Gebäudes zu schildern. Es gereiche der Genossenschaft zur hohen Ehre, daß trotz der schlechten Witterung die beiden Herren Landräthe von Düren und Montjoie zur Eröffnungsfeier erschienen seien. Herr Landrath von Breuning erkannte in seiner Rede das glückliche Gelingen des Werkes an und mahnte die Landwirthe dringend, sich wie die anderen Stände fest an einander anzuschließen, ausgehend von dem Grundsatze: Einigkeit macht stark. Darauf eröffnete er den Betrieb unter dem Wahlspruche: „Thatkraft, Fortschritt und Gemeinsinn!" Der Molkerei-Genossenschaft wünschen wir, das sie wachsen, blühen und gedeihen möge.

  • Hürtgen, 3. Mai 1899 - Ausführlicher Bericht über die Betriebseröffnung der Molkerei Vossenack-Hürtgen

    Hürtgen, 3. Mai 1899. Ein seltenes Fest konnten, am 26. April die Gemeinden Vossenack-Hürtgen und Umgebung begehen; es fand nämlich am genannten Tage die feierliche Einweihung und Betriebseröffnung der neu eingerichteten Molkerei statt. War dieses Ereigniß an sich schon für unsere Landwirthe bedeutungsvoll, so wurde dasselbe noch besinders ehrenvoll für die betheiligten Gemeinden, da die Herren Landräthe des Kreises Düren und Montjoie, Königl. Kammerherr von Breuning und von Guérard ihre Theilnahme an der Feier huldvollst zugesagt hatten und die Eröffnung des Betriebes selbst ins Werk zu setzen erschienen waren; auch der Herr Bürgermeister von der Ruhr, der stets dem Unternehmen wohlwollend gegenübergestanden hatte, nahm an der Feier Theil. Die Bevölkerung war in festlichen Kleidern recht zahlreich erschienen und war das Molkerei-Gebäude mit Fahnen und Sträuchern aufs Beste geschmückt. Nach Vollziehung des Weiheactes durch den Hochwürdigen Herrn Pfarrer Esch aus Vossenack unter Assistenz des Herrn Pfarrers Bartz aus Hürtgen hielt letzterer in beredten Worten eine Ansprache an die Versammlung, schilderte die schwierigen Verhältnisse, unter denen die Genossenschaft entstanden, lobte den Muth und die Entschlossenheit der wenigen Männer, die endlich, nach langen Verhandlungen den Gedanken, eine Molkerei zu errichten, in die That umsetzten, hob die große Ehrung und Förderung des gemeinnützigen Werkes hervor, welche die Herren Landräthe dadurch bekundeten, daß dieselben bis an die Grenzen ihrer Kreise gekommen, um selbst die Molkerei dem Betriebe zu übergeben und bat schließlich den Herrn Landrath von Breuning, die Molkerei ihrer Bestimmung zu übergeben und den Betrieb beginnen lassen zu wollen. Der Herr Landrath hob in kernigen Worten die großen Vortheile der Viehhaltung und den damit verbundenen Nutzen der Molkerei hervor und gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß Anregung folgend die Molkereien Zülpich, Vlatten und nunmehr auch Vossenach-Hürtgen ins Leben getreten seien; überall, wo nicht direkter Milchverkauf möglich, hielt er die Gründung von Molkereien angebracht. Um sich über die Verhältnisse der betheiligten Gemeinden näher zu informieren, habe der Herr Regierungspräsident selbst diese Gegend bereist und könne er bestimmt eine Subvention in Aussicht stellen. Es wurde nunmehr zur Inbetriebsetzung der Molkerei geschritten, der Vertreter der Firma vom Stein in Düsseldorf, welcher den Plan zum Bau der Molkerei entworfen und auch die maschinelle Einrichtung geliefert hat, erläuterte in kurzen Worten den hohen Herren des Gang des Betriebes und den Zweck der einzelnen Maschinen wie Apparate; die Molkerei ist so eingerichtet, daß dieselbe zur Verarbeitung der heimathlichen in der Umgegend produzierten Milch ausreicht, ist ausgerüstet mit den erforderlichen Apparaten zum Pasteurisieren wie Sterilisieren der Milch, so daß selbst im Falle der Maul- und Klauenseuche den gesetzlichen Vorschriften genügt werden kann; die Dampfmaschine ist so stark vorgesehen, daß selbst noch ein oder mehrere Nebenbetriebe mit der Molkerei verbunden werden können. Im Uebrigen ist im Bau wie auch in der maschinellen Einrichtung, soweit es thunlich war, gespart, so z. B. ist erst ein Separator aufgestellt wie auch nur ein Butterfaß, der Platz jedoch schon in der Weise vorgesehen, daß später bei Vermehrung des Milchquantums leicht ein zweiter Separator aufgestellt werden kann. Nach Beendigung des Betriebes, der ohne jede Störung bei exaktester Arbeit der einzelnen Maschinen und Apparate in bester Weise funktionierte, nahmen die hohen Herren im Bureau der Molkerei einen kleinen Imbiß ein. Der Herr Landrath von Düren, wie auch Herr Landrath von Montjoie sprachen dem Vorstande und Aufsichtsrathe der Genossenschaft ihre Anerkennung aus und leerten ihr Glas auf das Wohl derselben. Der Herr Bürgermeister von der Ruhr feierte die hohen Gäste und brachte ein dreifaches Hoch auf dieselben aus. Herr Christian Prinz, Vorsteher der Genossenschaft, dankte den Herren Landräthen für ihr Erscheinen, wie für die Förderung ihrer Sache im Namen des Vorstandes und Aufsichtsrathes der Genossenschaft. Beim Abfahren der hohen Gäste, brach das vor der Molkerei versammelte Publikum in ein brausendes Hoch auf dieselben aus. Die Theilnahme der Herren Landräthe an der Eröffnung einer Molkerei ist jedenfalls ein unwiderleglicher, offenkundiger Beweis dafür, daß die Regierung die Gründung von Molkerein als eine gute Sache hoch schätzt und Alles thut, um dieses öffentlich zu bekunden. Mögen unsere Landwirthe sich dies zu Nutzen machen und auch diejenigen, die sich bislang noch ängstlich zurückhielten, nunmehr ihre letzten Bedenken schwinden lassen und der Molkerei beitreten.

  • Aus dem Kreise, 20 Juli 1899 - Beihilfe zu den Errichtungskosten der Molkerei-Genossenschaft Vossenack-Hürtgen

    Aus dem Kreise, 20 Juli 1899. [...] – Der Molkerei-Genossenschaft Vossenack-Hürtgen wurde seitens des Herrn Regierungspräsidenten zu Aachen eine Beihilfe zu den Errichtungskosten im Betrage von 3500 Mark gewährt. – [...]

  • Hürtgen, 25. September 1899 - Zweite Entrahmungsmaschine aufgestellt

    Hürtgen, 25. September 1899. Seit einigen Tagen hat die Molkerei-Genossenschaft Vossenack-Hürtgen die zweite Entrahmungsmaschine aufgestellt, für welche der Platz schon beim Bauen der Molkerei vorgesehen war. Die Vermehrung der Mitglieder sowie die Zunahme der Milchlieferung in der Zeit seit der Betriebseröffnung hat erwiesen, da der Nutzen eines solchen gemeinsamen Unternehmens und der gemeinschaftlichen Verarbeitung der Milch immer mehr erkannt wird.

  • Vossenack, 3. November 1899 - Feier der heiligen Mission in Vossenack

    Vossenack, 3. November 1899. Vom 19. Bis 29. Oktober fand in hiesiger Pfarrgemeinde die Feier der hl. Mission statt, abgehalten von Vätern aus dem Kapuzinerorden, dem Pater Gregorius als Superior, dem Pater Adalbertus und Pater Lucas. Täglich waren 3 Predigten und das Volk strömte mit großem Eifer hinzu, um die lehrreichen Vorträge anzuhören; besonders bei der Abendpredigt war unser sehr geräumiges Gotteshaus bis zum letzten Plätzchen gefüllt. Auch aus den Nachbarortschaften kamen die Leute in großen Schaaren herbeigeeilt, um den schönen Vorträgen zu lauschen. Die Ausdauer und der Eifer der Gläubigen war erstaunenswerth und erbauend. Ueber 1400 Kommunionen wurden ausgeteilt, das beste Zeichen, das man in religiösem Sinne die Zeit der Gnade wohl zu benutzen verstnad. Am 29. Okt. war die Schlußpredigt, gehalten vom Pater Superior, die ganz besonders die Herzen ergriff. Es verdient auch noch rühmend hervorgehoben zu werden, daß der Kirchenchor durch seine erhebenden Gesänge die ganze Pfarrgemeinde erbaut und die hl. Mission verherrlicht hat. Möge die stattgefundene Mission für die hiesige Gemeinde segensreich sein und herrliche Früchte bringen.

  • Aus dem Kreise Montjoie 7. Dezember 1899 - Gemeindevorsteher von Vossenack wiedergewählt

    Aus dem Kreise Montjoie 7. Dezember 1899. [...] – Der bisherige Gemeindevorsteher von Vossenack, Herr Christ. Prinz ist für 6 Jahre als solcher wiedergewählt worden. – [...]

Neues rund um Vossenack aus dem Montjoie'r Volksblatt ab 1880

Montjoie'r Volksblatt ab 1880

Das Montjoie'r Volksblatt erscheint zum ersten mal mit einer Probe-Nummer am 25. September 1880. Es nennt sich Organ für die katholischen Interessen von Montjoie und Umgebung.

  • Montjoie, 12. Januar 1881 - Volkszählung von 1880

    Montjoie, 12. Januar 1881. Nach vorläufigen Ermittlungen beträgt die ortsanwesende Bevölkerung in den einzelnen Gemeinden des Kreises nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1880:

      Ortschaften des Kreises Montjoie Volkszählung 1880 Nach der Volkszählung 1875
    1. Montjoie 2063 2262
    2. Rötgen 1673 1706
    3. Kalterherberg 1536 1522
    4. Simmerath 1524 1439
    5. Höfen 1048 1073
    6. Ruhrberg 1020 1000
    7. Schmidt 974 948
    8. Zweifall 971 894
    9. Mützenisch 899 848
    10. Vossenack 898 852
    11. Imgenbroich 893 947
    12. Eicherscheid 822 831
    13. Conzen 794 809
    14. Kesternich 709 745
    15. Lammersdorf 619 622
    16. Strauch 422 416
    17. Steckenborn 385 385
    18. Rohren 348 391
    19. Rott 348 315
  • Montjoie, 19. November 1881 - Erdbeben

    Montjoie, 19 November 1881. Gestern Abend gegen 11 ¼ Uhr verspürte man hier einen heftigen, einige Sekunden andauernden Erdstoß, so daß stellenweise die Leute erschreckt auf die Straße liefen. Der Himmel war im Augenblick der Erscheinung klar und sternenhell. Die Erschütterung war so stark, daß Häuser bebten und die im Zimmer befindlichen leichteren Gegenstände in Bewegung geriethen. Am Spital zu Eupen stürzte ein alter Schornstein ein, viele Hausschellen klingelten, Kalk fiel von Zimmerdecken herab, Thüren, die nicht fest verschlossen waren, öffneten sich selbst. Ueberaus zahlreiche Nachrichten, welche sich in den Zeitungen der Rheinprovinz und Westfalens, sowie in den Blättern Belgiens finden, zeigen, daß die Erschütterung einen großen Theil der genannten Landstriche getroffen hat. So weit diese Nachrichten reichen, erstreckt sich das Erschütterungs-Gebiet von Wesel bis Mainz über 2 Breitengrade, also über 30 Meilen. Der westliche Punkt, welcher in den Berichten erwähnt wird, ist Tounai, von Köln aus über 31 Meilen entfernt. In Aachen fiel im Aichamte ein schwerer Schornstein ein, ebenso auf dem Hof, in Kleinmarschierstraße die obersten Steine eines solchen, auf der Sandkaul stürzte ein Schränkchen um. In Stollberg haben auch die Bergleute in der Erde den Stoß deutlich empfunden, was sonst nicht der Fall zu sein pflegt. In einer Buchbinderei in Düsseldorf sind fast sämmtliche Fensterscheiben plötzlich gesprungen. Im Barmer Telegraphenbureau war die Erschütterung so stark, daß der diensthabende Beamte „beinahe vom Stuhle gefallen wäre." In anderen Häusern meinte man, die Balken seien gebrochen; die Vögel flaterten im Käfig wirr auf, man hörte den Anschlag einer Hausschelle, in einem Hause in Elberfeld fiel sogar ein Tisch um. Aus Malmedy wird gemeldet, daß dort im Saale eines Vereins mehrere Fensterscheiben zersprangen.

  • Hürtgen, 17. April 1885 - Neuer Postbote für Vossenack

    Hürtgen, 17. April 1885. Seit einigen Wochen ist für einen Theil unseres Postexpeditionsbezirks ein zweiter Briefträger eingestellt worden, der mit einem Morgens von Düren abgehenden Postboten im Dorfe Gey zusammentrifft und die für Hürtgen und Vossenack angelangten Briefe und Drucksachen noch am selbigen Tage an ihre Adresse weiter befördert. Mit dieser Einrichtung ist die Postbehörde jedoch nur theilweise den Wünschen der der hiesigen Expedition angehörenden Ortschaften nachgekommen, indem man die früher bestandene directe Personenpostverbindung zwischen hier und Montjoie wiederholt angestrebt hatte. Sobald die Eifelbahn dem Verkehr übergeben ist, hofft man hierorts zuversichtlich auf die Durchführung der Lokalpost Düren = Hürtgen nach Bahnhof Lammersdorf mit einer Postagentur in Germeter und Vossenack. Wie wir vernehmen, wird eine diesbezügliche Eingabe demnächst an die Oberpostdirection in Aachen zur Absendung gelangen.

  • Die elektrische Ausstellung in Paris

    Die elektrische Ausstellung in Paris

    Man hört allerwärts so viel von der elektrischen Ausstellung in Paris, daß wir es für angezeigt halten, den Lesern des Montjoier Volksblattes auch einige Notizen über dieselbe zu bringen.

    Da haben wir die elektrische Feder, erfunden von Edison. Sie ist ein Halter, in dem sich eine leicht bewegliche Stahlnadel der Länge nach bewegen läßt, und zwar so, daß die feine Spitze eben aus der Hülse heraustreten kann. Oben ist eine kleine elektrische Maschine angebracht, welche die Nadel mehrere hundertmal in der Minute auf und ab bewegt. Bewegt man nun diese Schreibnadel eben so, wie einen gewöhnlichen Federhalter beim Schreiben, so werden die Buchstaben eine ununterbrochene Reihe von kleinen Pünktchen bilden. Befeuchtet man nun das so beschriebene Papier mit der geeigneten Schwärze, so kann man nacheinander einige Millionen Abdrücke davon nehmen, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Die Kosten solcher Reproduktionen sind äußerst gering, da der ganze Apparat mit Batterie, sowie Schwärze, Presse und allem Zubehör für 125 Frcs. geliefert wird.

    In der Galvanoplastik, dem galvanischen Ueberziehen von Gegenständen mit Metall, ist ein bedeutender Fortschritt zu verzeichnen. Ein Pariser Haus vergoldet, versilbert, verkupfert und vernickelt alle nur denkbaren Gegenstände: ein Stück Carton, in Holz geschnittene Möbel, einen Frosch, einen Damenhut, ein Kohlblatt, Gyps und Porzellangegenstände, eine lebendige Rose, die dadurch ihre Schönheit und üppige Fülle für immer behält, u. drgl. mehr.

    Da ist ferner zu sehen ein durch Elektrizität lenkbares Luftschiff, allerdings ein kleines Modell, welches uns der Auflösung der Frage, ob ein lenkbares Luftschiff je gefunden werden wird, oder nicht, einen großen Schritt näher bringt. Der Ballon ist mit Wasserstoffgas gefüllt und bringt eine dynamoelektrische Maschine, welche durch eine Faure'sche, mit Elektrizität geladene Zellen in Bewegung gesetzt wird. Diese Bewegung überträgt sich auf eine den Schiffsschrauben ähnliche Schraube am hinteren Theile des Ballons, welche zur willkürlichen Fortbewegung des Ballons dient.

    Nicht geringes Aufsehen machte das von dem Erfinder des Telefons, Prof. Bell, im Laufe des vergangenen Jahres erfundene Photophon. Dieses Instrument ermöglicht, gesprochene Worte auf größere Entfernung hin deutlich wahrnehmbar zu machen, ohne etwa dazu eine Drahtleitung nöthig zu machen. Die Uebermittlung der Töne geschieht einfach durch das Licht. Da eine Beschreibung des Apparates ohne Zeichnung nicht deutlich sein würde, so verzichte ich auf dieselbe, bemerke nur noch, daß es den rastlosen Bemühungen der Herrn Bell bereits gelungen ist, vermittels dieses äußerst geistreich erdachten Instrumentes auf 2 Kilometer Abstand deutlich zu sprechen.

    Auch verdient erwähnt zu werden ein von Edison ausgestelltes, besonders großes Exemplar eines Phonographen. Derselbe reproduziert die hinein gesprochenen oder gesungenen Worte recht deutlich, jedoch dabei etwas näselnd, besser gesagt, verschnupft.

    Schließlich will ich noch eines Instrumentes erwähnen, welches von der Firma Siemens und Halske ausgestellt war, und welches so recht geeignet ist, zu zeigen, wie weit der Mensch durch Forschung und Streben gelangen kann. Es ist dies ein Instrument zur Messung der Wärme eines Sternes. In eine teleskopartige Röhre ist eine Thermosäule angebracht, welche durch Erwärmung galvanische Ströme erzeugt, welche nach Verhältniß der Wärme stärker oder schwächer sind. Man richte nämlich den Apparat auf eine bekannte Wärmequelle, deren Temperatur und Abstand man messen kann, und observiert in einem empfindlichen Galvanoskop die Ablenkung der Nadel; dann richtet man den Apparat auf einen Stern, dessen Entfernung man kennt, und observiert dann wieder die Ablenkung der Galvanometernadel, durch Rechnung ergibt sich nun die Wärme des betr. Sternes, da sich ja die Wärmen zu einander verhalten, wie die Quadrate der Entfernungen.

    Ich glaube Beispiele genug angeführt zu haben, um zu zeigen, wie interressant und lehrreich die elektrische Ausstellung für den Besucher ist, und daß das menschliche Geschlecht im Angesichte dieser geistigen Errungenschaften über die Naturkräfte auch einmal sich stolz erheben und sagen kann:

    Das Alles sind Früchte unserer geistigen Arbeit.

  • Montjoie, 20. December 1883 - Der Eichstrich am Bierglas wird eingeführt

    Montjoie, 20. December 1883. Da mit dem 1. Januar 1884 das Gesetz, betreffend die Bezeichnung des Rauminhalts der Schankgefäße vom 20. Juli 1881 in Kraft treten wird, so bringen wir hiermit die Vorschriften dieses Gesetzes auf mehrseitiges Verlangen nochmals zur Kenntniß der Interessenten:

    §1. Schankgefäße (Gläser, Krüge, Flaschen ec.), welche zur Verabreichung von Wein, Obstwein, Most oder Bier in Gast- und Schenkwirthschaften dienen, müssen mit einem bei der Aufstellung des Gefäßes auf einer horizontalen Ebene den Sollinhalt begrenzenden Strich (Füllstrich) und in der Nähe des Strichs mit der Bezeichnung des Sollinhalts nach Litermaß versehen sein. Der Bezeichnung des Sollinhalts bedarf es nicht, wenn derselbe ein Liter oder ein halbes Liter beträgt. Der Strich und die Bezeichnung müssen durch Schnitt, Schliff, Brand oder Aetzung äußerlich und in leicht erkennbarer Weise angebracht sein. Zugelassen sind nur solche Schankgefäße, deren Sollinhalt einen Liter oder einer Maßgröße entspricht, welche vom Liter aufwärts durch Stufen von ½ Liter, vom Liter abwärts durch Stufen von Zehntheilen des Liters gebildet wird. Außerdem sind zugelassen Gefäße, deren Sollinhalt ¼ Liter beträgt.

    §2. Der Abstand des Füllstrichs von dem obern Rande der Schankgefäße muß a) bei Gefäßen mit verengtem Halse, auf dem letztern angebracht, zwischen 2 und 6 Centimeter, b) bei anderen Gefäßen, zwischen 1 und 3 Centimeter betragen. Der Maximalbetrag dieses Abstandes kann durch die zuständige höhere Verwaltungsbehörde hinsichtlich solcher Schankgefäße, in welchen eine ihrer Natur nach stark schäumende Flüssigkeit verabreicht wird, über die vorstehend bezeichneten Grenzen hinaus festgestellt werden.

    §3. Der durch den Füllstrich begrenzte Rauminhalt eines Schankgefäßes darf a) bei Gefäßen mit verengtem Halse höchstens 1/50, b) der anderen Gefäße höchstens 1/30 geringer sein, als der Sollinhalt.

    §4. Gast- und Schenkwirthe haben gehörig gestempelte Flüssigkeitsmaaße von einem zur Prüfung ihrer Schankgefäße geeigneten Einzel- oder Gesammtinhalt bereit zu halten.

    §5. Gast- und Schenkwirthe, welche den vorstehenden Vorschriften zuwiderhandeln, werden mit Geldstrafe bis zu einhundert Mark oder mit Haft bis zu einer Woche bestraft. Gleichzeitig ist auf Einziehung der vorschriftswidrig befundenen Schankgefäße zu erkennen, auch kann die Vernichtung derselben ausgesprochen werden.

    §6. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf festverschlossene (versiegelte, verkapselte, festverkorkte u.s.w.) Flaschen und Krüge, sowie auf Schankgefäße von 1/20 Liter und weniger keine Anwendung.

    Hierbei machen wir noch besonders darauf aufmerksam, daß es den Gast- und Schenkwirthen überlassen bleibt, sich auf beliebige Weise die Bezeichnung der in Rede stehenden Gefäße mit dem Sollinhalt zu verschaffen, wobei es selbstverständlich ist, daß sie für die Richtigheit der Bezeichnung haften; ferner, daß für säumige Gewerbetreibende die empfindlichen Nachtheile eintreten werden, da vom 1. Januar 1884 ab sämmtliche in den Gast- und Schankwirthschaften zur Verabreichung der fraglichen Getränke dienenden Schankgefäße, welche die vorschriftsmäßige Inhaltsbezeichnung nicht tragen, oder sonst den Vorschriften des Gesetzes nicht genügen, ausnahmslos der Entziehung unterliegen.

  • Aus dem Kreise - 30. December 1885 - Die Bürgermeisterei Schmidt und Vossenack trennen

    Aus dem Kreise, 30. December 1885. […] – Man beabsichtigt in den Gemeinden Schmidt und Vossenack, die betr. Bürgermeisterei in ihrer Verwaltung wiederum von der Simmerather zu trennen und auf Bestellung eines eigenen Bürgermeisters hinzuwirken. Es ist wohl noch sehr fraglich, ob dieses Ziel erreicht wird. Bei den Ansprüchen, die an die Stelleninhaber gemacht werden, hat man seit Langem denselben am besten durch Vereinigung mehrerer Aemter zu begegnen vermocht; so ist’s außer dem Kreise Montjoie aber auch mit Ausnahme der Stadt selbst bisher im Kreise gewesen. Vereinigte Verwaltung haben die Bürgermeistereien Höfen und Kalterherberg, Imgenbroich und Eicherscheid, Rötgen und Zweifall, Ruhrberg und Kesternich, Simmerath und Schmidt gehabt und sich unseres Wissens dabei nicht ungünstig gestanden. – […]

  • Aus dem Kreise - 22. Januar 1886 - Ergebnis der Volkszählung 1885

    Aus dem Kreise, 22. Januar 1886. Die Bevölkerungszahl unseres Kreises (18,611 Seelen) vertheilt sich auf die einzelnen 19 Gemeinden wie nachfolgt: 1. Konzen 796; 2. Eicherscheidt 824; 3. Höfen 1079; 4. Imgenbroich 892; 5. Kalterherberg 1555; 6. Kesternich 796; 7. Lammersdorf 685; 8. Montjoie 2110; 9. Mützenich 998; 10. Rohren 354; 11. Rötgen 1754; 12. Rott 379; 13. Ruhrberg 1047; 14. Schmidt 973; 15. Simmerath 1611; 16. Steckenborn 371; 17. Strauch 451; 18. Vossenack 967; 19. Zweifall 974. Eine wesentliche Vermehrung fällt auf die Gemeinden Lammersdorf, Mützenich, Rötgen, Ruhrberg, Simmerath, Strauch und Vossenack. Eine wesentliche Abnahme zeigt Montjoie und Steckenborn. In den anderen Gemeinden ist die Differenz der Abnahme oder Zunahme nicht bedeutend.

  • Vossenack, 4. Juli 1886 - Der Lehrer Herr R. Fraiquin aus Vossenack verstorben

    Vossenack im Kreise Montjoie, 4. Juli 1886. Am verflossenen Mittwoch verstarb hierselbst nach mehrmonatlichen Leiden unser langjähriger Lehrer Herr R. Fraiquin, dessen Hinscheiden allgemeines Bedauern hervorrief. Wie sehr der Verstorbene von der ganzen Gemeinde geachtet und geliebt war, davon legte die außerordentliche zahlreiche Betheiligung von Jung und Alt an der Beerdigung desselben Zeugniß ab, die gestern Nachmittag 3 Uhr stattfand, und zu welcher sich außer vielen Kollegen und früheren Schülern von auswärts auch Herr Kreisschulinspektor Zillekens von Eupen und die gesamte Lehrerschaft des Kreises Montjoie eingefunden hatten. Die Gesänge bei der Trauerfeier vollführten die Lehrer, welche auch den Sarg trugen. Am Grabe richtete der hochw. Hr. Pfarrerverweser Esch eine längere Ansprache an die Umstehenden, in welcher er mit tiefempfundenen Worten die trefflichen Charaktereigenschaften des Verblichenen hervorhob und dessen fruchtbares und von wahrhaft christlichem Geiste geleitetes Arbeiten in der Schule ergreifend schilderte. Die Rührung, welche sich Aller, die den Verstorbenen zu Grabe geleiteten, bemächtigte, ließ deutlich erkennen, wie lieb und theuer derselbe den Hinterbliebenen und sonstigen Anverwandten, sowie der ganzen Gemeinde gewesen, wie sehr seine Kollegen den zu frühen Hingang eines so biedern und lieben Berufsgenossen beklagten. Möge dem getreuen Knechte dort oben der verdiente Lohn zu Theil geworden sein!

  • Vossenack, 28. November 1887 - Gründung des Rheinischen Bauern-Vereins Ortsgruppe Vossenack

    Vossenack, 28. November 1887 – Gestern tagte hierselbst im Saale bei Herrn Arnold Wirtz eine große Versammlung von Bürgern und Landwirthen des Ortes und seiner nächsten Nachbarschaft im Interesse des Rheinischen Bauern-Vereins. Die Einberufung desselben war durch Herrn Grafen Wilderich von Spee erfolgt, der auch den Vorsitz führte. Außer ihm war noch eine Anzahl auswärtiger Vertreter und Freunde des Rheinischen Bauern-Vereins erschienen, u. A. die Herren Oberpfarrer Dr. Pauly und Apotheker Peiffer aus Montjoie, Pfarrer Gimken aus Großhau, Fabrikbesitzer Strepp aus Kreuzau. In längeren Ansprachen über die Zwecke, Aufgaben und Vortheile, sowie über die Organisation des Vereins empfahlen die Herren Graf Spee und Dr. Pauly, in kürzern die Herren Peiffer und Gimken die Errichtung eines Ortsverbandes in Vossenack, welche mit Schluß der Versammlung statthatte und wobei sofort schon ungefähr 60 Mitglieder sich einzeichnen ließen. Zu Ausschußmitgliedern wurden per Acclamation die HH. Pfarrer Esch und Heinrich Wirtz in Vossenack und Heinrich Stolz aus Germeter, zum Vertrauensmann für Feuer-Versicherungsangelegenheit der Zimmermeister H. Rütgers ernannt. – Die Versammlung schloß mir einem von Herr Pfarrer Esch ausgebrachten Hoch auf die fremden Herren Gäste, einem Dankwort derselben verbunden mit dem Ausdruck der zuversichtlichen Hoffnung, daß der Ortsverband Vossenack blühen und hochverdienstlich wirken möge. Demnächst soll mit der Bildung weiterer Ortsverbände im nördlichen Theile des Kreises vorgegangen werden.

  • Aus dem Kreise - 6. Juni 1888 - Neubau der Straße von Zweifallhammer nach Lammersdorf

    Aus dem Kreise, 6. Juni 1888. […] Die „A. Bzt.“ schreibt: Seit den letzten Wochen sind höhere Beamte der Forstverwaltung damit beschäftigt, einen Fahrweg dem Callbache entlang von Zweifallshammer (ein früheres Hüttenbergwerk) bis zur Station Lammersdorf abzustecken, der demnächst ausgebaut werden wird. Der Hauptzweck des Weges ist der, die Abfuhr von Holz, Loh ec. aus dem königlichen Waldungen zu erleichtern. Es wird aber gleichzeitig dadurch eines der romantischsten und malerischsten Thäler dem Naturfreunde erschlossen, welches die Rheinprovinz aufzuweisen hat. Einzelne Stellen, wie Callerbrück, Simonscall (verdankt seine Entstehung französischen Emigranten), Mestrengermühle, Zweifallshammer bieten unübertreffliche Naturschönheiten. Wir sind überzeugt, daß wenn erst die Straße für den Verkehr geöffnet ist, gerade das Callthal außerordentlich stark von Ausflüglern und Naturfreunden besucht werden wird.

  • Montjoie, 26. Juni 1888 - Blitzeinschlag in Vossenack

    Montjoie, 26. Juni 1888. […] – In Vossenack schlug am Samstag der Blitz in ein Haus und zündete, infolge dessen dasselbe total niederbrannte.

Die Lücke zwischen Ausgabe 27 von 1888 und Ausgabe 28 von 1897 wird demnächst aufgefüllt. Dazu sind weitere Recherchen direkt im Archiv des Geschichtsverein des Monschauer Landes bzw. in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln notwendig. Hierbei besteht das wesentliche Augenmerk darauf, warum die Spitze des Kirchturms von Vossenack 1891 eingestürzt ist

Historische Karten

Historische Karte 1836 - 1850

Historische Karte 1836 - 1850

1836 - 1850: Preußische Kartenaufnahme 1:25.000; Uraufnahme

Der Anlass für die Herstellung der Preußischen Uraufnahme war die Notwendigkeit, nach der politischen Neugliederung Europas durch den Wiener Kongress (1814 bis 1815) ein einheitliches Kartenwerk für das Staatsgebiet des Königreichs Preußen zu schaffen.

Als nach den Befreiungskriegen Preußen den Großteil seines alten Staatsgebiets zurückerhielt und u.a. die Rheinprovinz und die Provinz Westfalen neu hinzukamen, standen dem preußischen Militär zunächst nur die von Napoleon zurückgelassenen Tranchot-Karten zur Verfügung. Deshalb beschloss der preußische Generalstab im Jahr 1818, eine neue umfassende topographische Aufnahme der westlichen Provinzen und des übrigen Staatsgebietes durchzuführen.

Unter der Leitung des Generalmajors Freiherr von Müffling wurden junge Offiziere im Leutnantsrang zu den Aufnahme- und Kartierungsarbeiten abkommandiert. Jedes Blatt wurde mit Rang und Namen des aufnehmenden Offiziers abgezeichnet. In der Provinz Westfalen wurde mit den Arbeiten 1836, in der Provinz Rheinland ab 1842 begonnen. Als technische Geräte dienten der Messtisch mit Kompass, Wasserwaage und Diopterlineal. Mit dieser für heutige Verhältnisse einfachen Technik entstanden die Blätter der Uraufnahme in bestechender Genauigkeit. Sie wurden anschließend mit großer zeichnerischer Präzision farbig ausgearbeitet.

Um den Detailreichtum dieser Karte zu bewundern, können Sie diesen Link PNG-Datei anklicken. Auf dieser Karte sehen Sie noch den Rurverlauf von Rurberg bis zur Schwamenaul bei Hasenfeld, da noch kein Staudamm gebaut ist.