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Über Raffelsbrand

Raffelsbrand war vor dem zweiten Weltkrieg ein unbewohntes, dicht bewaldetes Hochmoorgebiet, während des zweiten Weltkrieges im Oktober / November 1944 Kampfgebiet. 1947 verbrannte der Rest des vom Krieg zerstörten Waldes. Im Jahre 1951 begannen hier die Rodungsarbeiten des zweitgrößten landwirtschaftlichen Siedlungswerkes in Westdeutschland. Am 25.10.1953 wurde Raffelsbrand in einer Feierstunde zur neuen Heimat für einheimische Landwirte, für Landwirte aus dem ehemaligen Dorf Wollseifen (Teil des Truppenübungsplatzes in Vogelsang und heute Teil des Nationalpark Eifel) sowie für Landwirte aus den ehemaligen Ostgebieten. 31 Bauernhöfe sowie eine Volksschule mit Lehrerwohnung wurden errichtet. Die Häuser wurden in den Jahren 1952 / 1953 bezogen. In Raffelsbrand wird vielfach das Leben und Arbeiten mehrerer Generationen unter einem Dach praktiziert.

Alle starteten unter gleichen Bedingungen und alle hatten ein Ziel:

„Eine sichere Existenz für die Familien
und ihrer Berufung Landwirtschaft weiter nachgehen zu können“

Hierdurch wurde die Gemeinschaft aller Familien geprägt. Die Hilfe untereinander war lebensnotwendig und hält bis heute an.

Seit den fünfziger Jahren, des letzten Jahrhunderts, hat es in der Landwirtschaft eine rasante Veränderung gegeben. Wirtschaftlich Überleben kann man nur, wenn man sich den ständigen Veränderungen schnell anpasste. In den vergangenen sechs Jahrzehnten hat sich auch vieles in Raffelsbrand verändert. Nicht nur die ehemalige Volksschule wurde Mitte der 1960er-Jahre geschlossen, auch das Leben und Wirken der Landwirte unterlagen großen Herausforderungen. Reichten früher schon weniger als 20 Kühe um das Überleben einer Familie zu sichern so wird heute das Acht- bis Zehnfache und mehr für den Unterhalt eines Generationenhaushaltes benötigt. Von den anfänglich gestarteten 31 Bauernhöfen sind aktuell noch 12 Hauptbetriebe sowie 4 Nebenerwerbsbetriebe aktiv. Die meisten Landwirte haben auf zusätzliche bzw. andere Bereiche umgestellt. Reiterhöfe, Wanderreitstationen, Pferdezucht, land- und forstwirtschaftliche Dienstleistungsunternehmen, das Angebot an Ferienwohnungen, Handelsbetriebe mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Versorgungs- und Entsorgungsbetriebe, die ökologische Futtermittelherstellung aus der heimischen Landwirtschaft bis hin zu EDV-Unternehmen und kunstgewerblichen Werkstätten sind zu verzeichnen.

In Raffelsbrand werden erneuerbare Energien stark vorangetrieben. Neben dem bereits 1994 erstellten Windkraftrad sind heute drei weitere im Einsatz, diese produzieren zusammen ca. 9 Mio. kWh Strom, diese Menge ist ausreichend für die Versorgung von ungefähr 1800 Haushalten. Aktuell sind weitere 4 Windkraftanlagen (Ochsenkopf / Am Peterberg) in der Planung. Weiterhin werden zwei große Photovoltaikanlagen genutzt.

Die touristischen Angebote sind der Bodenlehrpfad, der Höhenerlebnispfad (Kletterwald), dem Jugendwaldheim, die in Raffelsbrand beginnenden kartierten Wanderwege, das Angebot „Ferien auf dem Bauernhof“ sowie die gewerbliche Ausrichtung von Kindergeburtstagen im Einklang mit der Natur.

Das Zusammenwirken von Raffelsbrand, Vossenack und Simonskall ist an folgenden Beispielen zu erkennen:

  • Die notwendigen Einrichtungen zur Daseinsvorsorge sind in Vossenack vorhanden und werden von vielen der fast 150 Raffelsbrander Bürger/innen genutzt. Gerne werden von Vossenackern und Raffelsbrandern die Familienfeste im reichhaltigen Angebot der Simonskaller Gastronomie gefeiert. Die dortigen Restaurants nutzen unter anderem die landwirtschaftlichen Erzeugnisse aus dem benachbarten Raffelsbrand.

Mit nur ca. 150 Einwohnern hat Raffelsbrand einiges zu bieten.

Durch die Mehrgenerationen-Bewohnung entstand im Laufe der Jahre eine hohe Stetigkeit, die sonst selten zu finden ist. Es gibt nur wenige Höfe, auf denen jemand lebt, der nicht irgendwie mit den Gründerfamilien verwandt ist, und das seit nunmehr 60 Jahren. Außerdem sind die Bewohnerinnen und Bewohner trotz guter Vernetzung mit Vossenack durch die besondere Lage mehr auf gegenseitige Hilfe angewiesen als in einer zusammenhängenden Bebauung.

Zum 50-jährigen Bestehen Raffelsbrand wurde im Jahr 2002 ein Gedenkstein enthüllt. Hierauf sind die Namen aller Gründungsbewohner von 1952 – 1954 aufgeführt. Die kleine Anlage wurde in Eigenleistung hergestellt und wird von den Bürgern regelmäßig gepflegt.

Der soziale Treffpunkt ist die "Truhe" an der Ringstraße. Ursprünglich wurde sie als Gemeinschafts-Kühlhaus erbaut, da niemand über eigene Kühlmöglichkeiten verfügte. Später wurde die Truhe in Eigenleistung auf Initiative der Dorfjugend umgebaut. Seitdem dient das Gebäude als Treffpunkt für Jung und Alt. Es finden regelmäßig Treffen der Landfrauen und Feiern der Jugend statt. Außerdem werden dort Dorf-Versammlungen abgehalten. Die ehemalige Volksschule wurde zwischenzeitlich in ein Jugendwaldheim umgebaut.

Der 1999 im Zuge von Renaturierungsarbeiten angelegte 4,5 km lange Bodenlehrpfad gewährt u.a. über einen 1.200 m langen Holzsteg interessante Einblicke in das Todtenbruch-Moor und die Vielfalt der hiesigen Böden. Hier befinden sich u.a. fünf Quellen und es lässt sich an einigen Stellen nachvollziehen, dass dort früher einmal Torf gestochen wurde. Auch ist ein so genannter "Pingo", eine eiszeitliche Vertiefung, zu sehen. Geführte Exkursionen in das Todtenbruch-Moor werden gemeinsam vom örtlichen Forstamt und der Biologischen Station angeboten.

Das Jugendwaldheim Raffelsbrand ist ein lebendiger Lernort. Unter dem Motto "Abenteuer Wald: Einer für Alle – alle für Einen" finden ganzjährig Lehrgänge für Schulklassen und (Jugend-) Gruppen statt. Auch der Kindergarten und die Grundschule Vossenack gestalten dort regelmäßig ihre Projekttage. Natur direkt erfahren, Selbstvertrauen stärken, Gemeinschaft erleben, das sind die Schwerpunkte des Lehrgangs. Kinder, Jugendliche und Erwachsene werden dabei unterstützt, den Wald zu entdecken und neu zu begreifen. Darüber hinaus gibt es am Jugendwaldheim ein Fußballfeld, eine Basketballanlage, Tischtennisplatten, eine Wildbeobachtungskanzel und verschiedene Nachtwanderrouten.

Der Hochseilgarten verspricht Abenteuer, Nervenkitzel und völlig neue Perspektiven. Er ist der erste seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Im Vordergrund steht der Höhenerlebnisparcours, der die Natur zu unterschiedlichen Themen und Jahreszeiten hautnah erlebbar macht. Bevor es in luftige Höhen geht, stehen auf dem Waldboden zahlreichen Erlebniselemente zur Einstimmung bereit. Auf der großen Aussichtsplattform des Parcours befindet sich ein Fernglas, mit dem die Besucher viele interessante Entdeckungen im Wald machen können. Auf den weiteren Plattformen sind Erlebnistafeln und visuelle Einrichtungen installiert. So wird der Wald zu einem erlebbaren Klassenzimmer. Außerdem werden spezielle Teambildungs-Kurse angeboten. Neben dem Gelände des Hochseilgartens befindet sich das Vereinsgelände der Bogengemeinschaft Mensch und Natur Vossenack e.V.

Bei den Hofstellen handelte es sich überwiegend um den klassischen Eifeler Winkel- und Längsbau. Im Laufe der Zeit mussten einige Vollbauernhöfe in Raffelsbrand aufgegeben werden. Sie wurden überwiegend zu Wohnzwecken umgebaut. Dabei wurde der Winkel- bzw. Längsbau beibehalten. Die noch verbleibenden Vollbauernerwerbsstellen wurden an die neuzeitliche Situation angepasst. Dabei wurden auch energetische Gesichtspunkte berücksichtigt und bessere Materialien am Bau verwandt. Dem demografischen Wandel wurde hierbei Rechnung getragen. Die ältere Generation richtete sich auf Parterre und die jüngere Generation, die die Hofstellen übernahmen, im 1. Obergeschoss ein.

Aufgrund der Außenbereichslage ist eine Entwicklung von Raffelsbrand nur auf land– und forstwirtschaftlicher Grundlage gegeben. Sie wird auch künftig die Entwicklung und Gestaltung von Raffelsbrand prägen.

Inzwischen hat sich die Situation grundlegend verändert. Die Bauern mit größeren Betrieben wurden weniger. Durch die Tatsache des Wassereinzugsgebietes Wehebach (Wasserschutzzonen) und der Anforderungen des Naturschutzes ist dieser Standort für die Landwirte eine besondere Herausforderung. Die Erfordernisse der sich ändernden Landwirtschaft mit den einschränkenden Standortgegebenheiten wurden auf verschiedene Weisen von den Landwirten durch unterschiedliche Spezialisierungen gemeistert.

Raffelsbrand ist reines Grünlandgebiet ohne Ackerbau. Dadurch wird die Fläche den Anforderungen der Wasserspeicherung und Wassergewinnung für die Ballungsgebiete in der weiteren Umgebung in besonderer Weise gerecht.

Eine auf freiwilliger Basis erarbeitete Kooperation zwischen dem Wasserverband und den Landwirten stellt eine „win- win- Situation“ dar, von der Wasserverband, Landwirte, Natur und die überregionale Bevölkerung (z.B. durch sauberes Trinkwasser) profitieren.

Eine zusätzliche Aufwertung erfährt der Ort durch die Renaturierung des Todtenbruchs als Moorgebiet mit barrierefreiem Zugang, der es Einheimischen, Touristen und auch behinderten Menschen ermöglicht, dieses für die Moorvegetation zurück gewonnene Kleinod zu erleben.

Besonders auffällig ist, dass man auf den Raffelsbrander Wiesen noch grasende Kühe sieht. Die Kühe teilen sich die Grünflächen mit dem hier inzwischen heimisch gewordenen Muffelwild. Eine Beachtung des ökologischen Wertes für den Artenschutz durch die Wegraine wurde durch den Beschluss des Bauausschusses angeregt.

Der Ort Raffelsbrand hat für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes eine überregionale Bedeutung. Hier werden nicht nur gesunde Nahrungsmittel produziert, hier ist auch ein wichtiges Quellgebiet für sauberes Trinkwasser, hier wird mit Windkraftanlagen Strom produziert, hier dürfen wertvolle und seltene Tier- und Pflanzenarten überleben, und Kinder kommen aus den Ballungsräumen nach Raffelsbrand ins Jugendwald-heim, um diese Schätze kennen und lieben zu lernen.

Geschrieben von der Gruppe Dorfwettbewerb im Offenen Dorfforum anlässlich der Teilnahme am Dorfwettbewerb 2014 "Unser Dorf hat Zukunft"